Voraussetzungen für den Transfer klimafreundlicher Technologien nach China

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Die Artikel stammt von econet monitor via China Observer

Wie können die Voraussetzungen für den Transfer klimafreundlicher Technologien in die Schwellenund Entwicklungsländer verbessert werden?

Klimafreundliche Technologien, wie z.B. Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien oder zur Steigerung der Energieeffizienz, müssen sich auf globaler Ebene verbreiten und zum Einsatz gelangen, um ihr Potential zur Bekämpfung des Klimawandels zur vollen Entfaltung zu bringen. Obwohl insbesondere wichtige Schwellenländer wie China und Indien die Notwendigkeit zur Stärkung ihrer eigenständigen Innovationskraft in diesem Bereich erkannt und auch entsprechende Initiativen zum Aufbau heimischer Industrien ergriffen haben, spricht die Analyse von Patentdaten dafür, dass dem traditionellen Modell des Technologietransfers von Nord nach Süd auch in Zukunft eine hohe Bedeutung zukommen wird. Die Notwendigkeit einer verstärkten technologischen Zusammenarbeit zwischen den entwickelten Ländern des Nordens und den im Entwicklungsprozess befindlichen Ländern des Südens wird auch dadurch unterstrichen, dass seit dem Jahr 2005 mehr als die Hälfte der weltweit vom Energiesektor verursachten CO2 Emissionen in den Ländern entstehen, die nicht der OECD angehören. Nach einer Prognose der Internationalen Energie Agentur wird dieser Anteil bis zum Jahr 2030 weiter auf 68% steigen.

Auf nationaler und transnationaler Ebene wurden von der Politik in den vergangenen Jahren zahlreiche Initiativen zur Förderung des internationalen Transfers klimafreundlicher Technologien ergriffen, wie z.B. im Rahmen des Bali Action Plans der UNFCCC, sowie entsprechende Programme und Finanzierungsmechanismen ins Leben gerufen. Unter dem Begriff des internationalen Technologietransfers wird in diesem Zusammenhang nicht allein der grenzüberschreitende Transfer technologischer Hardware verstanden, sondern auch der Transfer von Know-how und Erfahrung.

Diese politischen Initiativen beruhen zum einen auf dem in der Klimarahmenkonvention verankerten Prinzip der “geteilten, aber differenzierten Verantwortung” von Industrieund Entwicklungsländern für den Klimawandel. Zum anderen kann der Transfer von klimafreundlicher Technologien und Know-how eine wichtige Rolle für die wirtschaftlichen Entwicklungsprozesse von Schwellenund Entwicklungsländern spielen und wird im Rahmen der internationalen Klimaverhandlungen von diesen Ländern vielfach als eine wichtige Voraussetzung für eine Einigung auf verbindliche Klimaschutzzielen angesehen.

Vor diesem Hintergrund will das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unter dem Förderschwerpunkt “Ökonomie des Klimawandels” geförderte Forschungsprojekt “Ökonomische Perspektiven auf den internationalen Transfer mit Klimaschutztechnologien in Schwellenund Entwicklungsländer” zu einem besseren Verständnis der wesentlichen Einflussfaktoren auf den internationalen Transfer von Klimaschutztechnologien beitragen und politische Entscheidungsträger durch wissenschaftlich fundierte Empfehlungen bei der Gestaltung der entsprechenden institutionellen Rahmenbedingungen unterstützen. Hierzu werden in dem noch bis Ende des Jahres laufenden Forschungsprojekt auf theoretischer und empirischer Ebene verschiedene Fragestellungen bearbeitet, die im Folgenden kurz vorgestellt werden sollen.

Die theoretisch ausgerichteten Arbeiten befassen sich kritisch mit der Rolle des Nord-Süd-Technologietransfers für internationale Verhandlungen über verbindliche Klimaschutzziele. In der Klimapolitik wird davon ausgegangen, dass die Chancen auf eine breite Zustimmung der Staaten zu einem Klimaschutzabkommen steigen, wenn neben Treibhausgasemissionszielen weitere Aspekte des Klimaschutzes verhandelt werden. Der Fokus lag dabei lange Zeit auf Transfermechanismen für Vermeidungstechnologien. Die Verhandlungen wurden inzwischen auch auf die Unterstützung bei der Anpassung an den Klimawandel ausgedehnt. Das Projekt untersucht, inwieweit sich die Zusage von Finanzierungshilfen für Investitionen in die Anpassungsfähigkeit von Schwellenund Entwicklungsländern auf deren Bereitschaft auswirkt, Vermeidungsziele effektiv umzusetzen. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Anreize für derartige Anstrengungen herabgesetzt werden. Die gemeinsame Entwicklung und schnellstmögliche Verbreitung günstiger Vermeidungstechnologien im Rahmen internationaler Transferförderungsmechanismen stellt eine weitaus besser geeignete Alternative zur Erzielung von Einverständnis in Klimaschutzabkommen dar.

Im Fokus der empirisch ausgerichteten Arbeiten steht die Auseinandersetzung mit der Frage nach der Relevanz der unterschiedlichen Transferkanäle für die globale Diffusion klimafreundlicher Technologien und den Faktoren, welche die Wahl des Transferkanals beeinflussen. Da sich klimafreundliche Technologien in der Regel im Besitz von Unternehmen befinden, müssen die Staaten (Technologiegeber und -nehmer) Anreize für den Technologietransfer schaffen bzw. entsprechende Hemmnisse abbauen. Das Forschungsprojekt will in diesem Zusammenhang durch die gezielte Auswertung vorhandener Daten und die Durchführung eigener Erhebungen zu einem besseren Verständnis der Möglichkeiten und Grenzen einer politischen Steuerung in diesem Bereich beitragen. Konkret werden folgende Arbeiten durchgeführt:

  • Befragung unter deutschen Herstellern klimafreundlicher Technologien zu ihrer Internationalisierungsstrategie und den Einflussfaktoren auf die Wahl des Transferkanals
  • Befragung der Teilnehmer von CDM-Projekten zum Beitrag der Projekte zum Transfer von klimafreundlichen Technologien und Know-how
  • Analyse der internationalen Handelsströme mit Klimaschutztechnologien
  • Analyse von Daten zur klimarelevanten Entwicklungszusammenarbeit
  • Analyse von Patentdaten, um die Relevanz von Kopatenten von Erfindern aus Industrieund Entwicklungsländern zu eruieren
  • Fallstudien zum Technologietransfer zwischen Deutschland, China und Brasilien

Die Forschung zum internationalen Technologietransfer unterscheidet grob zwischen technologiespezifischen, unternehmensspezifischen und länderspezifischen Einflussfaktoren auf die Wahl des Transferkanals, z.B. Export, Lizenzvergabe, Joint Venture oder ausländische Direktinvestition. Während Exporte für die Unternehmen mit einem geringen Anteil von Kapitalund Managementleistungen im Gastland verbunden sind, ist dieser bei ausländischen Direktinvestitionen sehr hoch. Vor diesem Hintergrund machen die Umfrageergebnisse auch die Besonderheit des Engagements deutscher Hersteller von Klimaschutztechnologien in China deutlich. Es zeigt sich, dass wesentlich häufiger eben solche Transferkanäle gewählt werden, die mit einem stärkeren Engagement im Zielland verbunden sind.

Ergebnisse der Befragung deutscher Unternehmen im Rahmen des Projekts zeigen auch die relativ große Bedeutung, die (Auslands-)Handelskammern bei den internationalen Aktivitäten im Hinblick auf Klimaschutztechnologien begemessen wird.

Politische Einflussfaktoren, wie z.B. Handelsbarrieren, Restriktionen für ausländische Direktinvestitionen oder ein unzureichender Schutz geistigen Eigentums, können dazu beitragen, dass der Technologietransfer in ein bestimmtes Land geringer ausfällt als theoretisch möglich gewesen wäre. Neben den oben genannten Transferkanälen sind aufgrund des starken politischen Interesses an der globalen Verbreitung klimafreundlicher Technologien weitere “Transferkanäle” zu berücksichtigen. Hierzu zählt die bilaterale und multilaterale Entwicklungszusammenarbeit im Bereich des Klimaschutzes sowie der Clean Development Mechanism (CDM), der unter dem Dach der Klimarahmenkonvention eingerichtet wurde.

Aufgrund des starken Bezugs der Technologiefallstudien zu China wird diese Erhebung, die gegenwärtig noch andauert und über deren Ergebnisse in einer der folgenden Ausgaben des Econet Monitors berichtet werden soll, eingehender vorgestellt. Die Fallstudien zum Technologietransfer zwischen Deutschland und Brasilien bzw. China konzentrieren sich auf die Technologien Wasserkraft, Windkraft und Membranbioreaktoren, eine Technologie zur Behandlung von Abwässern und zum Wasserrecycling, die in ariden und semi-ariden Regionen eine wichtige Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel spielen kann.

Die Fallstudien zu China enthalten als maßgeblichen empirischen Teil Experteninterviews mit Stakeholdern der relevanten Sektoren. Konkret werden hierfür innerhalb Chinas jeweils rund fünf Interviews mit Vertretern von politischen Institutionen sowie von Unternehmen oder beispielsweise auch von Verbänden oder Beratungseinrichtungen aus den drei Technologiebereichen durchgeführt. Circa zehn weitere Expertenbefragungen finden in Deutschland zur Ergänzung um die dortige Perspektive ab.

Die ersten Gespräche zu den Erfahrungen mit China weisen zum jetzigen Projektstand bereits auf einige Schwerpunkte in den zu erwartenden Ergebnissen hin. Diese ersten Trends werden hier kurz angerissen und im nächsten Beitrag für den Econet Monitor im Fokus stehen.

Für China charakteristisch ist auch im Bereich der grünen Technologien, dass die staatlichen policy incentives und Regularien nach wie vor entscheidend für ihre Entwicklung und Diffusion sind. Die policies zielen jedoch zuallererst auf die wirtschaftlichen Leapfrogging-Strategien, die noch vor den Klimaschutzmaßnahmen Priorität zu haben scheinen. Entsprechend werden durch die chinesische Politik häufig solche Anreize gesetzt, die zu einer eher kurzfristigen quantitativen Ausweitung und Marktdominanz preisgünstiger chinesischer Technologieprodukte führen. Dagegen stehen Qualität und nachhaltig effizienter Einsatz bei der Umsetzung häufig nicht im Mittelpunkt. Die Maßgaben der staatlichen Indigenious Innovation Strategy und entsprechend straffen local content criteria in China führen zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen für internationale Anbieter. Sowohl deutsche wie chinesische Experten sehen demgegenüber freiere Wettbewerbsbedingungen und eine primär unterstützende, faire Rahmenbedingungen sicherstellende Rolle der Politik als förderlich für reibungslosen Technologietransfer auch im Greentech-Bereich.

Bedarf an Technologietransfer aus Deutschland ist in China auch weiterhin vorhanden: Dies kann bestimmte neue Technologiefelder betreffen oder auch qualitativen Verbesserungsbedarf bereits vorhandener Technologien. Damit, sowie mit dem allgemein anhaltenden Mangel an praxiserprobten und kreativen Fachkräften, eng verbunden ist zudem der hohe Bedarf an Know-How-Transfer in den grünen Technologien nach China. So ist Fachwissen in allen Phasen der Technologiediffusion in China weiterhin gefragt, sei es bei der Organisation der Transferprozesse, dem Ausbau der Infrastruktur oder z.B. für die konzeptionelle und praktische Unterstützung von Wartungsprozessen bzw. allgemein als Trainings-basierte Unterstützung des capacity building für eine nachhaltige, effiziente Nutzung der technologischen Kapazitäten.

Bei Fragen zu Wirtschaftsthemen, Steuern, Buchhaltung und Unternehmensgründungen in China kontaktieren Sie bitte:

Fabian Knopf, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates
Fabian.Knopf@dezshira.com

Silke Neugebohrn, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates
Silke.Neugebohrn@dezshira.com

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