Ausländische Führungskräfte müssen sich mit der Korruption in China auseinandersetzen

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Was kann dagegen unternommen werden? – Weglaufen ist keine Lösung

Op-Ed Kommentar: Chris Devonshire-Ellis

Die GSK und ChinaWhys Skandale in China übten auf ausländische Führungskräfte in China einen großen Einfluss dahingehend aus, wie sie sich gegenüber scheinbar korruptem Verhalten innerhalb des eigenen Unternehmens verhalten sollten. Die Situation hinsichtlich GSK ist außerordentlich komplex, da innerhalb der Unternehmenskultur, sowie auch innerhalb der Industrie selbst, die Praxis der Zahlung von Kommissionen an chinesische Ärzte vermutlich nach wie vor weit verbreitet ist.

Ein großer Anteil der pharmazeutischen Distribution in China unterliegt der Korruption, zum Teil als ein Mechanismus, der es China erlaubt seinen Ärzten eine angemessene Entlohnung zuzusichern. Aber eben diese Ärzte missbrauchen das System in einem Maße, dass viele sich dann beispielsweise einen Mercedes gönnen, was im Widerspruch zur Grundidee steht, mit der das System einst eingeführt wurde. Für eine umfassende Aufschlüsselung der chinesischen Pharmaindustrie bezüglich dieser Thematik lesen Sie bitte unseren Beitrag „Why Corruption is Inevitable in China’s Pharmaceutical Industry“.

Mark Reilly, chinesischer Geschäftsführer der GSK, wurde folglich unter Hausarrest gestellt während Untersuchungen in Bezug der Straffsälligkeit seiner Person und des Unternehmens laufen. Aufgrund der Ausmaße, die der Fall bereits angenommen hat, kann von einer langwierigen Untersuchung ausgegangen werden. Erst kürzlich wurde der GSK ein Bußgeld von US$ 3 Milliarden auf Grund ähnlicher Vorfälle in den Vereinigten Staaten auferlegt. Der Vorfall um Reilly zeigt, wie nachsichtig die Unternehmenskultur in Korruptionsfällen ist, sowie auch den Grad seiner persönlichen Straffälligkeit. Falls die Untersuchungen jedoch ergeben sollten, dass Reilly versuchte, die Situation zu verbessern, so wird er trotz des förmlichen Klageverfahrens, welches gegen ihn läuft, entlastet.

Im Falle ChinaWhys bleibt der britische Geschäftsführer Peter Humphrey inhaftiert aufgrund von Vorwürfen wegen Korruption im Zusammenhang mit der Zahlung von Schmiergeldern zur Sicherung von Informationen, die nach chinesischem recht geheim sein sollten. ChinaWhys hatte sich als Beratungsunternehmen auf den Bereich Risikomanagement spezialisiert, welcher nach chinesischem Recht noch immer eine Grauzone ist. Humphrey müsste die Risiken also gekannt haben. Aber die spezielle Art des Handels mit privaten Daten ging einen Schritt über die herkömmlichen Methoden einer regulären Risikountersuchung hinaus. In Humphrey Fall, müsste er sich also im Klaren darüber gewesen sein, dass er einen Gesetzesverstoß begangen hatte.

Viele Kommentatoren raten ausländischen Führungskräften, die Gefahr laufen in einen Korruptionsfall verwickelt zu werden, China zu verlassen. Dies ist jedoch eine naive Sichtweise, China ist bereits seit 1923 ein Mitglied von Interpol. Das Chinesische Ministerium für Staatssicherheit hält gute Beziehungen zu der Organisation. Für hochrangige Persönlichkeiten wie Reilly, dessen Korruptionsvorwürfe in die Milliarden US$ gehen, ist es weitaus besser in China zu verbleiben (was er letzten Endes auch tat), um bei den laufenden Untersuchungen behilflich zu sein und den den chinesischen Behörden zu ermöglichen, herauszukitzeln in welchem Ausmaße die Angelegnenheit der Unternehmenskultur oder einzelnen Personen zugeschreiben werden kann.

In Anbetracht der Tatsache, dass GSK eine Geschichte bezüglich dieser Art Vorwürfe aufweist, mag sich herausstellen, dass dem Unternehmen eine hohe Geldstrafe auferlegt wird, Reillys Urteil hingegen nach Verhandlungen zu einem für ihn günstigeren Ergebnis führt, das ihm erlaubt, das Land kurz nach Beendigung des Verfahrens zu verlassen. Es ist wahrscheinlicher, dass der GSKs Vorstand mit einer Untersuchung und möglichen Strafen seitens erboster Anteilseigner zu rechnen hat, als dass China selbst ein Unternehmen bestraft, das sich größtenteils außerhalb der chinesischen Gerichtsbarkeit befindet.

In Humphreys Fall scheint dies eine komplexere aber gleichzeitig gradlinige kriminelle Handlung zu sein. Er hatte zwar einen Vorstand, es befindet sich jedoch keines seiner Mitglieder in China und mit großer Wahrscheinlichkeit wird niemand mehr zurückkehren, und die Gesellschaft besteht nicht mehr. China hat die zwei Hauptschuldigen inhaftiert und den andern Führungskräften jede Möglichkeit für eine berufliche Zukunft in China praktisch unmöglich gemacht, was wohl als Strafe genug gesehen wird. Die anderen Vorstandsmitglieder haben die Tatsache, dass sie für ChinaWhys tätig waren, aus ihren Lebensläufen gelöscht.

Humphreys wird sich einer Gefängnisstrafe wohl nicht entziehen können – reduziert um die Zeit seiner bisherigen Inhaftierung – und eine frühere Entlassung aus medizinischen Gründen ist denkbar. Der Unterschied zwischen beiden Fällen ist, dass Humphrey sich vermutlich der Tatsache bewusst war, dass er eine Gesetzesverstoß beging. GSK’s Reilly mag der Unternehmenspraxis so sehr versichert worden sein, das er das Gefühl hatte, er würde sich an den „industriellen Standard“ halten. Betrachten wir also beide Fälle, so mag Reilly im Gegensatz zu Humphrey mit mildernden Umständen rechnen können. Die Zeit wird es zeigen.

Die Frage, wie sich ausländische Führungskräfte verhalten sollten, sobald sie mit Fällen von Betrug oder Korruption in ihren Reihen konfrontiert werden, lautet nicht einfach „China verlassen“ – und dies könnte sehr ernsthafte Konsequenzen haben. Die Frage die es zunächst zu beantwortet gilt ist, ob die Korruption, wie im Falle der GSK, als Teil der Unternehmenskultur betrachtet werden muss und somit als „normale Unternehmenspraxis“ angesehen wird. In diesem Zuge muss auch der Grad der Verschuldung ermittelt werden. Ist eine Führungskraft also nicht involviert, so sollte ein einfache Kündigung schon ausreichend sein um problemlos das Land verlassen zu können. Kommt es zu Korruptionsvorwürfen in der Abteilung, für die eine Führungskraft verantwortlich ist, so bemisst sich die persönliche Einbindung ausschließlich nach der Tragweite der innehabenden Position.

Es mögen Versuche unternommen werden, um solche Probleme aus der Welt zu schaffen. In dem Fall sollten E-Mail Verläufe und Dokumentation, die beweisen, dass versucht wurde, die Situation zu beheben, privat und nicht im Firmenordner gespeichert werden. Um weiteren Rat zu erhalten, ist es zudem ratsam einen persönlich ausgesuchten Rechtsanwalt zu konsultieren.

Meiner Meinung nach wissen die chinesischen Behörden während der Durchführung einer Untersuchung sehr gut darüber Bescheid, in welchem Ausmaß ein Individuum in Korruptionsfälle mit involviert ist. Auch wenn diese Erfahrung nicht als ein Höhepunkt ihrer Karriere betrachtet werden kann, so sollten ehrliche Führungskräfte nichts zu befürchten haben. Weglaufen und China unüberlegt zu verlassen, sendet jedoch die falschen Signale. Niemand möchte sich als eine von Interpol international gefahndete Person wiederfinden.

 

Empfohlene Schritte während des Krisenmanagements:

Falls Sie nicht unmittelbar in Korruptionshandlungen verwickelt sind, ist eine Kündigung wegen „unüberbrückbarer Differenzen“ der beste Schritt.

Befinden Sie sich in der Bereinigungsphase, dann behalten Sie unbedingt private Kopien aller wichtigen Dokumente, die Ihre Stellung, Rolle, Verantwortungen und Taten erklären.

Wenn benötigt, dann holen sie sich internen Rechtsbeistand um über Ihre Stellung und Risiken zu beraten. Sollten Sie noch immer unsicher sein, engagieren Sie externen Rechtsbeistand in China. Ein ausländischer Anwalt aus dem jeweiligen Heimatland mit einer in China befindlichen Firma ist die beste Person um diese Angelegenheiten zu besprechen. Er/ Sie wird mit ihrer Situation sehr vertraut sein und wird wissen wie zu verfahren ist.

Sollte es in ihrem Unternehmen zu einer Razzia kommen, laufen Sie nicht einfach weg. Dies lenkt den Verdacht nur auf Sie und macht Sie zu einem Hauptverdächtigen. Außerdem schaden Sie damit ihrer eigenen Zukunft in China.

Zeigen Sie sich im Verlauf einer Untersuchung kooperationsbereit. Dies könnte für Sie sehr unangenehm sein, und bei Gelegenheit könnte das Untersuchungsteam auch einschüchternd sein, um die Wahrheit zu erfahren. Dies ist aber nur eine vorrübergehende Phase. Sollten Sie nicht involviert sein, dann verliert das Team schnell das Interesse an Ihnen. Hegen Sie den Wunsch zu kündigen, ist dies der beste Moment dafür. Vor Ihrer Abreise ist es ratsam, das Untersuchungsteam zu fragen, ob Ihr Aufenthalt in China länger von Nöten ist.

Schlussendlich:

Ausländische Führungskräfte in China, die bereits Erfahrungen im Umgang mit einem chinesischem Betrugs- oder Korruptionsfall sammeln konnte, sind eine große Bereicherung für einen neuen Arbeitgeber. Aus China wegzulaufen schmälert dies beträchtlich. Ausländische Führungskräfte die in China der oberen Gehaltsklasse angehören, haben alle ihre „Kriegsgeschichten“ zu erzählen. Beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten davon zu laufen ist ein Zeichen von Schwäche und Schuld.

Bei Fragen zu Wirtschaftsthemen, Steuern, Buchhaltung und Unternehmensgründungen in China kontaktieren Sie bitte:

Fabian Knopf, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates
Fabian.Knopf@dezshira.com

Silke Neugebohrn, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates
Silke.Neugebohrn@dezshira.com

Für weitere Information oder um mit Dezan Shira & Associates in Kontakt zu treten, senden bitte Sie eine Email an germandesk@dezshira.com, besuchen Sie uns auf www.dezshira.com/de wo sie unsere Unternehmensbroschüre herunterladen können.

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