Logistik, Lagerwesen und Transport in China (Teil 1)

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China, weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft und drittgrößtes Land der Welt, erlebt eine unersättliche Nachfrage nach Transport- und Logistikdiensten – so sehr, dass spezialisierte Dienstleister Probleme haben Schritt zu halten, weshalb viele von Chinas Händlern mit innerbetrieblichen Logistiksparten auf eigene Faust losziehen.

Es wird erwartet, dass innerhalb der nächsten 15 Jahre Investitionen von 2,5 Billionen US-Dollar nötig sind um die Nachfrage zu erfüllen, was Chinas Logistikausgaben pro Kopf auf ein Drittel des US-Niveaus bringen würde.

Es steht allerdings fest, dass es nicht an mangelnder Infrastruktur liegt, dass Chinas Logistikindustrie nicht ihr Potential entfalten kann – das Land ist weltführend in Bezug auf Tonnen Frachten pro Kilometer (2917,4 Milliarden), wie auch im Bereich des Binnenwassertransports (110.000 Kilometer schiffbare Wasserwege).

Nichtsdestotrotz bleibt Transport übermäßig teuer in China. Hohe Straßengebühren, welche erhoben werden um weitere Verbesserungen der Infrastruktur zu finanzieren, können 30 bis 40 Prozent der Transportkosten für LKW-Unternehmen ausmachen. Dies schmälert nicht nur die Einnahmen, sondern führt auch zu gefährlichen Praktiken wie der Überbeladung von LKWs um diese Verluste auszugleichen.

Der Markt – Die Logistik- und Transportindustrie in China kann am besten als unterentwickelt charakterisiert werden, zu einem großen Teil durch den hohen Grad an Fragmentierung und intensiver Konkurrenz. 2012 wurde der Geschäftsführer von Global Logistic Properties (GLP) wie folgt zitiert: „Es gibt buchstäblich neun Millionen LKW-Unternehmen in China, von denen sechs Millionen nur einen Lastwagen besitzen.“ Ähnlich dieser Aussage ergab eine A.T. Kearney Umfrage, dass Unternehmen in China im Durchschnitt 12 Transportunternehmen und fünf Lagerhausunternehmen verwenden. In diesem Umfeld ist das Wechseln von Transportdiensten sehr weit verbreitet.

Zurzeit kann die Industrie in drei Typen unterschieden werden: (1) Giganten im Staatsbesitz, wie die Sinotrans Group oder China Post und ihre Ableger wie EMS, China Air Express und China Rail Express, welche die jeweiligen beschränkten Sektoren dominieren; (2) private Unternehmen welche weniger beschränkten Sektoren aktiv sind, wie LKW-Transporten, allgemeinen Logistikdienstleistungen und Expresszustellung – der Großteil sind kleine und mittelständische Unternehmen, welche an den lokalen und regionalen Märkten Präsenz zeigen; und (3) ausländische Unternehmen, welche sich vor allem auf den Internationalen Markt konzentrieren und oftmals von lokalen Akteuren ausgestochen werden. 

In einer PwC Umfrage von 2011 von 250 Logistik- und Verkaufsmanagern in China, erhielten die einheimischen Anbieter in allen Kategorien, mit Ausnahme der guten Warenverfolgung, nur mittelmäßige Noten. Insgesamt zeigt sich, dass Betriebe in China eher bereit sind Kompromisse in Preisfragen für den Tausch gegen verlässlichere, flexiblere und umfassendere Dienste einzugehen.

Wachstumsfaktoren – Die hohe Nachfrage für Logistik- und Transportdienste in China lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen. Zuallererst hat der rapide Anstieg des heimischen Konsums, da die chinesische Regierung eine Übergang weg von der exportgetriebenen Wirtschaft versucht, zu dem Zwang geführt, mehr Güter an eine größere Anzahl von Destinationen bringen zu müssen. GLP hat verkündet, dass 2013 80 % des vom Unternehmen vermieteten Lagerraums in Verbindung mit dem Binnenkonsum stand.

Zweitens hat die verbesserte Infrastruktur, speziell in Klasse 2 und 3 Städten im Norden und Westen Chinas neue Märkte für Händler geöffnet. Westchina etwa fördert nun mehr als 710 Milliarden Tonnen Straßenfracht pro Kilometer. Es wird erwartet, dass dies mit der Zeit die Konzentration von Transport- und Logistikunternehmen in den Deltas des Perlflusses und des Jangtse, sowie der Bohai-Bucht, aufbrechen wird.

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Drittens gibt es im Zusammenhang mit einem rückläufigen Ausblick auf Handels- und Privatimmobilien ein gesteigertes Interesse an der Entwicklung von Industrieflächen. Im Moment existiert eine Situation, in welcher jedes Mal wenn eine neue Logistikeinrichtung öffnet, der freie Platz sofort ausverkauft ist. Mieten für Logistikareale haben in den letzten paar Jahren jährlich um fünf bis zehn Prozent zugelegt. 2012 lag die Miete für einen Quadratmeter Lagerhausfläche in Shanghai bei 34 RMB pro Monat (1,1 RMB pro Tag).

Elektronischer Handel – Mehr als jeder andere der bereits genannten Wachstumsfaktoren hat der unerwartete Erfolg des elektronischen Handels die Nachfrage für Logistik und Transport im Land angetrieben. GLP erlebte etwa, dass die vom Unternehmen in Verbindung zu elektronischem Handel vermietete Fläche von 4 % in 2010 zu 22 % in 2013 anstieg.

Die Verknüpfung zwischen elektronischem Handel und der Nachfrage nach Lagerfläche sollte für jeden offensichtlich sein, der Fotos von Amazons gewaltigen Auslieferungszentren gesehen hat,  welche hunderte Mitarbeiter beschäftigen und täglich Millionen an Transaktionen abwickeln. Amazons internationale Dominanz im elektronischen Handel wird in China widergespiegelt durch Alibaba, welches 80 % des dortigen Onlinehandels kontrolliert und letztes Jahr etwa 5 Milliarden Pakete über seine Logistikpartner auslieferte.

Kürzlich verkündete die Firma, dass sie plant eine Gruppe von Investoren anzuführen, um ein landesweites Unternehmen mit einem Kapital von 16 Milliarden zu gründen. Unterdessen plant Konkurrent JD.com Inc. in den nächsten drei Jahren 1,2 Milliarden USD in Lagerungs- und Transportkapazitäten zu investieren.

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Mit solch großen Investitionen ist es kein Wunder, dass die Verwendung von betriebsinternen Auslieferungen durch die Onlinehändler schnell spezialisierte Logistikdienste überflügelt. Aufgrund der hohen Entwicklungskosten für innerbetriebliche Logistikkapazitäten bleibt jedoch das Auslagern dieser unter Unternehmen in China weiterhin weit verbreitet, mit 61 % welche an externe Dienstleister auslagern, gleichmäßig verteilt zwischen chinesischen und internationalen Logistikfirmen.

In Teil 2 dieser Reihe erkunden wir die Lage von Auslandsinvestitionen in Chinas Logistikindustrie, unter anderem den Einfluss der neu gegründeten Shanghai Freihandelszone auf das Überwinden von bestimmten Barrieren um den Zugang zu erweitern. Wir werden auch in die nähere Zukunft der Industrie blicken und kritische Informationen für zukünftige Investitionsentscheidungen liefern.

 

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