Chinas Windkraftindustrie: dynamische Investitionsmöglichkeit oder unklarer Markt für ausländische Unternehmen?

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China WindenergieEs wird erwartet, dass China bis 2030 seine installierte Windkraftkapazität von 149 Gigawatts (GW) auf 495 GW çerhöht, laut eines kürzlich veröffentlichten Berichts von GlobalData. Dieser deutliche Anstieg wird zu einer Jahreszuwachsrate (CAGR) von neun Prozent führen und steht im Einklang mit dem Konzept des 13. Fünf-Jahresplans Chinas, welcher darauf abzielt, bis 2020 die inländische Windkraftkapazität auf 250 GW zu erhöhen.

China dominiert bereits den globalen Windenergiemarkt. Im letzten Jahr hat das Land die EU überholt und ist durch die Zugabe von 30.5 GW zu seinen bestehenden Windenergieanlagen – vollständig die Hälfte von dem wurde im Jahr 2015 weltweit installiert – der weltweite Industrieführer geworden. Obwohl Windkraft außer Zweifel ein aufstrebendes Segment in der chinesischen Wirtschaft ist, hat dieser Sektor in den letzten zehn Jahren einen starken Rückgang der Auslandsbeteiligung erlebt. Trotz attraktiver Investitionsanreize werden 98 Prozent des Marktes von einheimischen Unternehmen kontrolliert im Vergleich zu rund 40 Prozent im Jahr 2006. In Erwartung von zukünftigem Wachstumspotential stellt sich den Anbietern alternativer Energien die Frage in Hinblick auf China als ein potenzieller Produktionsstandort, wie und tatsächlich, ob man in diesem dynamischen aber scheinbar abweisenden Markt eintreten soll.

Markteintritt und Investitionsanreize

Windkraft wird in China als ein Investitionsförderbereich klassifiziert und ermöglicht den ausländischen Investoren, eine WFOE (ausschließlich ausländisch beherrschte Gesellschaften) zu gründen. Diese Industriebranche wird auch auf einer getrennten Liste in Westchina gefördert, d.h. Investoren, die ein Windenergieunternehmen in einem der westchinesischen Provinzen gründen, müssen nur 15 Prozent statt 25 Prozent Körperschaftsteuer zahlen.

Obwohl ausländische Firmen in der Lage sind, die WFOEs in diesem Bereich zu gründen, bevorzugen aber viele Gemeinschaftsunternehmen (JV) mit inländischen Unternehmen einzugehen – aufgrund letzterer Monopolstellung im Markt. Ein gutes Beispiel ist der Fall von Siemens – das Unternehmen schloss ein JV mit Shanghai Electric, um 4MW-Offshore-Anlagen in der Jiangsu Provinz zu errichten.

Anreize befinden sich in vielen verschiedenen Bereichen für sowohl inländische als auch ausländische Windkraftinvestitionen, welche weithin als der Hauptwachstumstreiber von Chinas dynamischer Industriebranche ausgewiesen werden. Der attraktivste Anreiz, auf den weiter unten noch eingegangen wird, betrifft die Besteuerung der Windenergieunternehmen.

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Befreiung und Reduzierung der Körperschaftsteuer

In den ersten drei Jahren ab der Firmengründung werden Windenergieunternehmen von der Körperschaftsteuer befreit. In den nächsten drei Jahren wird die Körperschaftsteuer um 50 Prozent reduziert.

Windenergieunternehmen in China werden auch als Hochtechnologie-Unternehmen klassifiziert, d.h. sie müssen nur 15 Prozent statt 25 Prozent Körperschaftsteuer zahlen. Jedoch geht dieser Vorteil nicht mit der oben erwähnten Steuerbefreiung und dem Steuerabzug einher. Unternehmen müssen sich einen der beiden Anreize aussuchen.

Rückerstattung der Umsatzsteuer

Die aus Windkraft gewonnenen Produkte in China haben einen Anspruch auf eine 50-prozentige Rückerstattung der Umsatzsteuer. Dies bedeutet in der Tat, dass ein Windkraftunternehmen, das seine erzeugte Energie verkauft, anschließend 50 Prozent der auf den Verkaufspreis hinzugefügten Umsatzsteuer zurückerstatten kann.

Befreiung der Umsatzsteuer bei Einfuhr

Bezüglich Chinas derzeitigen Vorhabens eine grünere Wirtschaft zu erschaffen, begann das Land im Jahr 2009 auf eine Import-Umsatzsteuer auf bestimmte Arten von umweltfreundlichen Fertigungseinrichtungen zu verzichten. Ausrüstungen für die Herstellung von Windenergie zählen auch dazu.

Herausforderungen für die Industrie und ausländische Investoren

Die größte Herausforderung für Chinas Windkraftindustrie zurzeit ist die Umwandlung von seinem massiven Ausbau der Energiekapazitäten zu wirklicher Energie. Der Industrie fehlt eine nationale Rechtsvorschrift zur Qualitätskontrolle. Es hatte von der im Jahr 2015 erzeugten Energie einen Energieverlust von 20 Prozent zur Folge und erbrachte eine geringere Leistung als die von den USA, obwohl China mehr Windkraftanlagen besitzt. Die massive Kapazitätserweiterung von inländischen Unternehmen, die sich auf kurzfristige Volumen und Marktgewinne statt einer langfristigen, nachhaltigen Entwicklung konzentrieren, ist der am häufigsten genannte Grund für diese geringe Leistung. Daneben liegt es auch an Netzengpässen aufgrund der drastischen Zunahme von Windenergieanlagen ohne den entsprechenden Ausbau der elektrischen Netzinfrastruktur.

Die Überfüllung des Marktes mit lokalen Unternehmen und die daraus resultierenden Einschränkungen für die Industrie haben auch die abschreckende Hauptwirkung auf ausländische Investoren. Liu Qi, stellvertretender Geschäftsführer des oben erwähnten Siemens Shanghai Electric JV, teilte auf der China Wind Power Konferenz 2014 mit, dass das größte Problem auf dem Festlandmarkt die Mangel eines Systems zur Gewährleistung der Qualitätsentwicklung sei. Nach der Phase raschen Ausbaus von Windanlagen und Aufstrebens nach Absatz sind einige Hersteller mit ungenügender Produktqualität vom Markt verschwunden.

Infolge des Aufstiegs heimischer Windenergieerzeuger in der Mitte der 2000er Jahren hat die Mehrheit der europäischen und amerikanischen Windenergieunternehmen in China ihren Marktanteil drastisch zurückgehen gesehen, während viele aus dem Markt gedrängt wurden. Dass Siemens Shanghai Electric JV derzeit noch aktiv ist, ist ein gutes Beispiel für ein erfolgreiches Windkraft-JV. Liu Qi hat dazu festgestellt, dass die Partnerschaft allerdings nicht ohne Schwierigkeiten sei, wie z.B. die hohen Verwaltungskosten und geringe Leistungen die zwei größten Stolpersteine darstellen.

Professional Service_CB icons_2015 Mehr dazu: Trash or Treasure? Prospects for China’s Recycling Industry
Zukunftsperspektiven

Der Bedarf an Windenergie und alternativen Energien ist sowohl in China als auch weltweit so groß wie nie. Der April 2016 ist der weltweit heißeste April seit Anfang der Aufzeichnungen nach einer Reihe von globalen Temperaturrekorden in naher Vergangenheit. Die internationale Aufmerksamkeit auf die Umweltverschmutzung in China ist hoch und die gemeldete Höchstwarnstufe der Luftverschmutzung gegen Ende des letzten Jahres fand breite Beachtung in westlichen Medien.

Der 13. Fünf-Jahresplan Chinas ist das zweite Konzept, welches Chinas ehrgeizige Ziele für die Nutzung erneuerbarer Energien darstellt. Wenn das Konzept vollständig bearbeitet haben wird, werden auch Klimafragen in und über die Grenze des Landes behandelt. Neben dem Anstieg der inländischen Windkapazität auf 250 GW bis zum 2020 setzt sich der Plan auch zum Ziel, bis zum 2030 saubere Energie auf 20 Prozent der gesamten Energiekapazität in China zu erhöhen.

Dieser Prospekt kann jedoch die besonderen Schwierigkeiten, denen ausländische Investoren der chinesischen Windkraftindustrie gegenüberstehen, nicht ganz negieren, aber es weist darauf hin, dass sich die Investitionslandschaft in Zukunft ändern könnte. Um die Ziele für die Nutzung von Windenergien und sauberer Energie zu erreichen, muss China sein Stromnetzsystem ausbauen und verbessern, sodass Unternehmen schnellere und größere Renditen auf ihre Investitionen sehen könnten. Selbst die Entwicklung der Netzinfrastruktur ist auch ein Bereich, in dem ausländische Beteiligung sehr wünschenswert wäre.

Ausländische Investoren können auch andere Teilbereiche der Windkraftindustrie in Visier nehmen. Ausländische Hersteller von Spezialkomponenten beispielweise haben in den letzten Jahren auf dem Markt viel Erfolg erreicht und Kundendienstleistungen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Es kann daher sein, dass sich Chancen insbesondere in zukunftsträchtigen Nischen der chinesischen Windkraftindustrie bieten und dass FDI auf langer Sicht gewinnbringender wird.

 

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Frau Sarah Buchwieser ist Projekt-Assistentin bei der Europa-Repräsentanz der Stadt Zhuhai mit Sitz in Karlsruhe. Das Büro existiert seit Mai 2014 und gibt kostenlose Auskunft über den Markt vor Ort, unterstützt bei der Suche nach Kooperationspartnern sowie der Erschließung von Absatzmärkten in Südchina.