Sino-German Ecopark Qingdao – Entwicklungen und Erfolge

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Autor: Daniel Elsässer, Sino-German Ecopark Qingdao

Anfang im Grünen

Unmittelbar vor dem offiziellen Baubeginn im Jahr 2013 gab es in Anbetracht der Situation vor Ort noch recht wenig Anlass, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Auf dem Plangelände, einer grünen Wiese mit ein paar Dörfern, stand eine Holzhütte als vorläufiges Bürogebäude. Die dort arbeitende, damals noch aus 50 Mitarbeitern (heute: mehr als 300) bestehende Belegschaft des neu gegründeten Staatsunternehmens pendelte täglich zum Mittagessen eine halbe Stunde mit dem Auto hin und her. In fünf bis zehn Jahren wird hier ein neuer Stadtteil entstehen, hieß es damals. Es gab aber weder eine U-Bahn, noch zukunftsträchtige Straßen im Plangebiet. Wer sollte hier investieren?

Qingdao ist ein in China beliebter Urlaubsort, der für seine hohe Lebensqualität bekannt ist. Die Stadt mit dem weltweit siebtgrößten Hafen und ca. 9,2 Mio. Einwohnern liegt an einer großen Bucht, der Jiaozhou-Bucht. Diese war im Jahr 2011 mit zwei neuen Verkehrsverbindungen, nämlich einer 40 km langen Brücke und einem Tunnel vollständig neu erschlossen worden, und die Entwicklung im Stadtteil Westküste machte explosionsartige Fortschritte. Auch vorher schon hatte es hier eine ausländische Community, ein modernes Krankenhaus, Einkaufsmöglichkeiten, Bars, Hotels, Fährverbindung in die City, Schienenverkehr und Autobahnen gegeben. Qingdao ist schon lange eine durch und durch moderne Stadt, die 2008 Austragungsort der olympischen Segelwettbewerbe war. Beim BIP Ranking 2016 lag Qingdao mit 1,1 Bill. RMB auf dem dritten Platz unter allen Städten Nordchinas. Nur kennen die meisten Deutschen eben oftmals eher Shanghai, Peking, Seoul. Die infrastrukturelle Ausgangssituation aber machte eine Platzierung des Ecoparks in der Qingdao Westcoast durchaus sinnvoll und den erfolgreichen Entwicklungsprozess möglich. Es konnte also losgehen, doch deutsche Investoren hielten sich zurück. Auf dem Parkplätzchen vor dem Büro wurde mittags gekickt. Der Ball rollte, und brachte eine Lawine ins rollen. Denn dann tauchte eine andere Idee auf: Fußballkooperation! Die Lokalregierung von Qingdao formierte im Juli 2013 ein Verwaltungskomitee für den Sino-German Ecopark. Die Planung der Infrastruktur lief auf Hochtouren. Mit zunächst 700 Arbeitskräften wurde an der Freiräumung von Bauflächen gearbeitet. Tag und Nacht, sieben Tage die Woche, bei jedem Wetter. Ausstellungen und Besuche auf Messen, durchgeführt worden. Auf Ministerialebene hatten Arbeitssitzungen stattgefunden. Ein ökologisches Indikatorensystem wurde erstellt und Entwürfe renommierter deutscher Planungsfirmen lagen vor. Der Bau eines 80000m² großen Ansiedlungsgebiets für die umliegenden Dörfer wurde begonnen. Bau der Infrastruktur, Umsetzung von vorläufigen Projektideen, Anziehung von Investoren, all dies verlief quasi zeitgleich. Und es sollte erfolgreich sein. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie führte erstmals für einen ausländischen Industriepark eine Infoveranstaltung durch. Im April 2014 wiesen Sigmar Gabriel und sein Amtskollege des chinesischen Wirtschaftsministeriums, GAO Hucheng, auf eine erfolgreiche Entwicklung des Sino-German Ecoparks hin. Auf allerhöchster Ebene wurde eine Kooperation zwischen Prof. Ludwig Rongen und Sino-German Ecopark unterzeichnet. Dies machte den Weg frei für den Bau eines der ersten Passivhäuser in China, realisiert durch das Architektentrio Rongen-Tribus-Vallentin. Planerische Konzepte wie „Schwammstadt, Smart City, Dezentrale Energieversorgung wurden in die Stadtplanung eingearbeitet.

Durchbrüche

Firma Siempelkamp Pressensysteme siedelte sich als erstes vollständig selbst investiertes deutsches Unternehmen im Sino-German Ecopark an, und mit der Obermeyer Planungsgesellschaft wurde ein Jointventure realisiert. 2014 wurde Qingdao Westküste in den Stand einer nationalen Neuzone ernannt, was ein Gleichstellungsmerkmal mit Shanghai Pudong bedeutete. In München wurde das erste von zwei Verbindungsbüros eingerichtet. 12 große Informationsveranstaltungen und 400 Besuche bei Unternehmen und Institutionen wurden durchgeführt. Internet- und Social Media Auftritt wurden realisiert. Die vorhandene Investitionsumgebung und ihr Entwicklungspotential fanden breite Anerkennung. Weitere deutsche Unternehmen wie Sophienhammer, Steigenberger, Irmler Piano, Applitest, Menzerna u.a. siedelten sich an.

Durch den Kauf einer insolventen deutschen Firma wurde Sino-German Ecopark der erste chinesische Gewerbepark, der die Notierung an der Frankfurter Börse erreichte. Die Sino-German United AG war geboren. Das Enterprise Centre Qingdao nahm 2016 seinen Geschäftsbetrieb auf, und mittlerweile hat das Haus schon 15 Mieter. Ein Projekt von Airbus Helicopters, das ursprünglich für den Ecopark vorgesehen war, wurde aus Gründen der Luftraumkontrolle in einen anderen Stadtteil verlegt. Die ContiTech AG siedelte sich mit einer Produktionsbasis für Fluid-Technik an.

Chinesisches Tempo, deutsche Präzision

Die Entwicklung des Ecoparks wird entschlossen und zielgerichtet auf sehr vielen Ebenen vorangetrieben. Die Zielrichtung des Ecoparks beschränkt sich bei weitem nicht auf Deutschland. So gibt es Kooperationen mit anderen europäischen und z.B. südkoreanischen Unternehmen und Regierungseinrichtungen. Schwerpunkte der Entwicklung sind Passivhaus, Industrie 4.0, Gentechnik, Automobil- und Zulieferung.

Auch kulturell gibt es zahlreiche Entwicklungen. So führte die Ansiedlung der Irmler Pianofortefabrik für die jährliche Austragung eines Klavierwettbewerbs im Ecopark. Damit das Runde im Eckigen landet, wurde mit Hilfe eines bekannten deutschen Fußballtrainer-Beraters, der bereits Trainer der chinesischen Nationalelf war, die Fußballkooperation in Gang gebracht. Der FC. Bayern München eröffnete seine chinaweit erste FC Bayern Football School, und so finden nun jährlich mehrere Trainingscamps für chinesische Nachwuchsspieler statt. Auch dies entspricht einer chinesischen Nationalstrategie, nämlich den Fußball international konkurrenzfähiger zu machen. Der Sport birgt Potential für weitere Kooperationsmöglichkeiten im Bereich Equipment, Physiotherapie, Sportmedizin etc. Für mehrere deutsche Städte, darunter Mannheim und Oldenburg wurden Ausstellungen durchgeführt.

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Chancen für KmU

Deutsche Unternehmen werden im Ecopark mit sehr viel Offenheit und Anpack-Mentalität empfangen. Bis zu 80 Mitarbeiter haben Studien- oder Arbeitserfahrung in Deutschland. Das Passivhaus und damit verbundene Industrien stehen in besonderem Fokus. Mehrere Wohnsiedlungen im Passivhaus-Standard werden derzeit geplant. Besonders gute Chancen können sich daher Unternehmen aus den Bereichen Komponenten für Niedrigenergie- und Passivhäuser, Energietechnik, Fertigbau, Fenster und Türen etc. ausrechnen. Der Schlüssel für langfristigen Erfolg liegt beim Verhandlungsgeschick sowie intensiver Beschäftigung mit chinesischer Geschäftsetikette und Kultur. Sino-German Ecopark hat sich zu einer schnell in alle Richtungen wachsenden Unternehmensgruppe entwickelt. Es ist zu erwarten, dass es weiter aufwärts geht.

Sino-German Ecopark
Sino-German Ecopark im Stadtteil Qingdao Westcoast

Teilbereiche II und III des Indikatorensystems

 

II Ökologie

 

Kategorie Zielwert im Jahr 2020
9. Parkanlagen und Grünflächen pro Kopf 30m²/Kopf
10. Umweltqualitätsstandard von Oberflächengewässern im Ökopark 100%
11. Lärmbelastung im Industriegebiet des Ökoparks 100%
12. Öffentlicher Beleuchtungsstandard im Stadtgebiet 100%
13. Schutzindex von ursprünglicher Topographie im Ökoparkbereich ≥40%
14. Grünes Bauen 100%
15. Index für   Vogelarten und Nahrungsquellen, Baum- und Pflanzenarten ≥35%

 

III Ressourceneinsparung

 

16. Grünes Bauen 100%
17. Erschließung von Untergeschossfläche im Kerngebiet 80%
18. Müllaufkommen pro Kopf ≤0.8kg/Tag
19. Rate für vertragliches Gebäude-Energiemanagement 100%
20. Anteil der dezentralen Energieversorgung an der Energiegesamtversorgung ≥60%

 

21. Nutzungsrate erneuerbarer Energien ≥15%
22. Nutzungsrate von alternativen Wasserressourcen ≥50%
23. Abfallrecycling ≥60%
24. Grüne Fortbewegungsmittel ≥80%
25. Intelligente Gebäude- und städtische Infrastruktur 100%
26. Straßen, die mindestens fünf Jahre lang nicht nachgebessert werden müssen 100%
27. Fachgerechte Entsorgung von gefährlichem Abfall und Hausmüll 100%

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