Die Wirtschaft der Provinz Zhejiang Teil II

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2. Teil

Dieser Bericht liefert Ihnen in zwei Teilen Informationen über die Aufstellung und Leistung der Wirtschaft in Zhejiang, sowie die Strukturänderungen, die durch die weltweite Wirtschaftskrise seit 2008 vorgenommen wurden. Im ersten Teil wurde auf die allgemeinen Eckdaten der Provinz, ihre Infrastruktur, sowie die Wirtschaftsdaten eingangen. Im zweiten Teil wird nun das “Zhejiang-Modell” vorgestellt und die wirtschaftliche Entwicklung seit 2008 erläutert.

Das Zhejiang-Modell:

Die Industrie Zhejiangs ist für ihr jahrelang anhaltendes starkes Wachstum in China berühmt geworden. Das dahinterstehende System wird landläufig als „Zhejiang-Modell“ bezeichnet. Während der letzten dreißig Jahre, in denen Chinas Wirtschaft transformiert wurde, ist es der Provinz gelungen zu einer der reichsten in China zu werden. Zhejiang war lange Zeit als das „Land der Fische und des Reis“ bekannt, da es in der Provinz keine nennenswerten Ressourcen gibt und sich kaum Industrie ansiedelte. Durch geschickte Richtlinien und Gesetzgebung ist es der Provinz jedoch gelungen, zum einen beachtliche Mengen an ausländischen Direktinvestitionen anzuziehen und zum anderen den privaten Sektor zu stärken. Im Folgenden werden einige Aspekte des Zhejiang-Modells erläutert.

Durch eine wirtschaftsliberale Politik wurden private Unternehmer schon früh zugelassen und gefördert. Dadurch entwickelte sich eine Vielzahl kleiner Unternehmen in den Bereichen der nicht-kapitalintensiven Industrie, sowie, im Vergleich zu anderen Provinzen, freiere Kapital-, Arbeits- und Gütermärkte. Der, den guten Rahmenbedingungen folgende, Wettbewerb führte zu einem Prozess vieler kleiner Produktions- und Ausbildungsverbesserungen. Die allgemeine wirtschaftliche Öffnung Chinas erhöhte den Bedarf an Hafenfrachtkapazitäten und Frachtschiffvolumen erheblich. Zhejiangs Küstenlage war eine ideale Ausgangslage für die Entwicklung von Werften und Häfen. In Folge dessen entstand eine starke Schiffsbauindustrie. Insgesamt steht das Zhejiang-Modell jedoch nicht für die Produktion schwerindustrieller Güter, sondern die Produktion von günstiger Massenware der Leichtindustrie.

Zhejiangs Entwicklung in der Wirtschaftskrise:

Die Leichtindustrie war bis zum Jahr 2008 ein stark anwachsender Sektor mit einem Gesamtumsatz von RMB 849,1 Milliarden (ca. Euro 84,7 Milliarden). Im Vergleich zum Vorjahr wuchs der Sektor um 11,41 Prozent, was 2,4 Prozent über dem Wachstum der gesamten chinesischen Volkswirtschaft lag. Die Dominanz des Leichtindustriesektors zeigt sich darin, dass 97,1 Prozent der gesamten Industrieproduktion durch diesen Bereich geleistet wird. Im Herbst 2008 begann sich die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise auch auf Zhejiang auszuwirken, so ging die Produktion von 56 der 122 verschiedenen Leichtindustriegütergruppen zurück. Insbesondere sind natürlich kleine und mittelständische Unternehmen von der schwachen Nachfrage aus Europa und den Vereinigten Staaten betroffen, da diese meist ein geringes Unternehmensvermögen haben und so Durststrecken schlecht überdauern können. Gleichzeitig zeigt sich immer mehr, dass das Zhejiang-Modell es verpasst hatte sich auf die neuen globalen Wirtschaftsbegebenheiten einzustellen. Anstatt mittelfristig eine Konsolidierung der vielen kleinen Unternehmen zu bewirken, die sich im globalen Wettbewerb besser bewähren könnten, blieb die Politik bei ihrer bisher erfolgreichen Taktik, die vor allem kleine Unternehmen fördert. Die Unternehmen der Schwerindustrie, welche vor allem im Schiffsbau tätig sind, wurden durch den starken Rückgang des Welthandels, ebenso sehr getroffen. Die Leichtindustrie, sowie der Schiffsbau sind stark marktorientiert. Die Produktpalette der kleinen Leichtindustrieunternehmen ist meist sehr begrenzt, so dass bei einem Nachfragerückgang für ein Produkt selten genug Umsätze durch die weiteren Produkte generiert werden können. Weiterhin sind die kleinen Unternehmen nicht in der Lage neue, technologisch anspruchsvollere Produkte, welche zumeist größere Margen erzielen, zu entwickeln, da dazu das nötige Kapital fehlt.

Zukünftige Entwicklung:

Wenn die Provinz Zhejiang an frühere wirtschaftliche Erfolgszeiten anknüpfen will, so muss ein starkes Umdenken in der Politik und der Wirtschaft erfolgen. Eine Konsolidierung der Leichtindustrie und starke Investitionen in den technologischen Fortschritt scheinen nötig zu sein, um Unternehmen zu bilden, die sich im Markt behaupten können und deren Resistenz gegenüber Nachfrageschwankungen erhöht ist.

Erste Maßnahmen dazu sind mittlerweile auch zu erkennen, so hat die Provinzregierung Gesetze erlassen, die die Binnennachfrage stärken sollen. Gleichzeitig hat auch das Konjunkturprogramm der chinesischen Regierung dazu geführt, dass die schwache Exportnachfrage durch die starke Binnennachfrage ausgeglichen wurde. Bislang basieren die positiven Ergebnisse aber nur auf den kurzfristigen Unterstützungen des Staates, mittelfristig wird die Industrie nicht mehr mit den bisherigen Methoden erfolgreich sein.

Dieser Hintergrundsbericht wurde von Herrn Ulrich Otto verfasst. Sollten Sie sich für Direktinvestitionen nach China interessieren, kontaktieren Sie bitte Herrn Olaf Griese (Olaf.Griese@dezshira.com), oder Herrn Richard Hoffmann (Richard.Hoffmann@dezshira.com) von der Beratungsfirma Dezan Shira & Associates.

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