Elektrizitätsmangel in China: Herausforderung heute, Investitionschance morgen?

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25. Mai –  Die Unternehmen in China haben jetzt, während der Nebensaison, mit dem größten Elektrizitätsmangel seit dem Jahr 2004 zu kämpfen. Die Sorge der Regierung hat sich erhöht, dass die Situation zur Hochsaison im Sommer noch verschärft wird. 

In Ostchina ist das Delta des Yangtse, welches der wichtigste Wachstumsmotor des Landes ist, von einem Elektrizitätsmangel betroffen. Die Betriebe dort wurden dazu angehalten, bei der Produktion mit Energie zu sparen. Einen Hinweis darauf, dass es einen Engpass bei der Versorgung mit Elektrizität gibt, erhielt die Shanghai Baosteel, zweitgrößter Stahlproduzent der Welt, vor kurzer Zeit von der Regierung. In einer Mitteilung wurde das Unternehmen davon unterrichtet, dass es zwischen den Monaten Juni bis September diesen Jahres bei der Produktion nur auf eine begrenzte Menge von Elektrizität zugreifen kann. Des Weiteren wurden viele Produzenten in der Provinz Zhejiang dazu gezwungen an zwei Tagen pro Woche nicht mehr zu produzieren. Das Jiangsu Kraftwerk sieht vorraus, dass das Volumen des angebotenen Stromes in der Hochsaison 16 Prozent unter dem Volumen der Nachfrage bleiben wird. Diese Prozentzahl entspricht einer Menge von 11 Gigawatt.            

Nachdem die Regierung wahrgenommen hat, dass die Situation nicht einfach so von selbst verschwindet, veröffentlichte das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie am 10. Mai kurzerhand ein Rundschreiben, dass die Betriebe anwies besser mit ihrer Energie zu haushalten. Dieses Rundschreiben will festlegen, dass soviel wie möglich produziert wird, aber das soll unter dem Gebrauch von möglichst wenig Energie geschehen. Des Weiteren wurde eine Liste von energieverbrauchenden Aktivitäten vorgestellt, die bei der Produktion Vorrang vor anderen Tätigkeiten haben sollen.        

Die Öffentlichkeit in China runzelt aber mit der Stirn und fragt sich, ob es für eine Lösung des Problems ausreichend ist, nur Anforderungen an die Nachfrager zu stellen. Die Lücke, die zwischen dem angebotenen Strom und dessen Nachfrage klafft, ist nämlich schon länger bekannt. Während die Nachfrage nach Energie durch die wachsende Produktivität steigt, schaffen die Kraftwerke es nicht, genügend Mengen an nachgefragter Energie zu bereitzustellen. Das Problem dabei ist allerdings nicht die Kapazität der Kraftwerke. 60 Prozent von Chinas Kraftwerk-Kapazitäten stehen auch zu Zeiten still, wo ein Mangel herrscht.

Das Hauptproblem liegt nämlich bei den Leitungen. Die teure und ineffiziente Übertragung der Elektrizität lässt nämlich den Gewinn der Stromversorger schrumpfen. Das Netz ist im Besitz des chinesischen Staates und machte alleine in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres einen Umsatz von RMB 2,19 Billionen (cirka Euro 239 Milliarden). Das entspricht 65 Prozent des Gesamtumsatzes von Chinas Energieversorgern und es entspricht auch 42 Prozent ihres Gesamtgewinns. Daraus folgt, dass Kraftwerke, welche die Preise für Strom nicht erhöhen, beim weiteren Produzieren von Strom Verluste machen würden.      

Die in China tätigen Unternehmen in China könnten großes Interesse daran haben, die Hintergründe des Energieversorgungs-Dilemma zu erforschen, um auf diese Herausforderungen, die auf sie zukommen, vorbereitet zu sein. Im Land werden längst noch nicht die besten Techniken und Verfahren zum Energiesparen und zur Erhöhung der Unweltfreundlichkeit angewandt. Ein Druck des Marktes oder der Produzenten, diese Mängel in den Produktionsstätten zu beheben, könnte die Situation ändern.       

Es wäre aber zu kurz gedacht, wenn man nur auf diesen Aspekt hinweisen würde. Jede unvollkommene Industrie in einem Land erschafft nämlich auch neue Möglichkeiten. Während ausländische Investoren bis zum letzten Jahr vor verschlossenen Türen standen, wenn sie in Projekten investieren wollten, die sich mit der Übertragung des Stroms von den Kraftwerken bis zum Endkunden beschäftigten, haben sich die Zeiten seitdem geändert. Die Regierung begrüßt mittlerweile die Teilnahme von ausländischen Investoren an der Entwicklung eines „Smart Grid“-Systems für das Land. Dieser Sektor schließt eine Vielzahl von Industrien ein, einschließlich der Gridtechnologien, Elektrogeräten, Information und Kommunikation, sowie auch die erneuerbaren Energien. Dieser neue Industriezweig wird einen lukrativen Markt hervorbringen, der ein Volumen von RMB 1 Billion (cirka Euro 109 Milliarden) aufweist.    

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China Energy – Industry Report

Bei Fragen zu Wirtschaftsthemen, Steuern, Buchhaltung und Unternehmensgründungen in China kontaktieren Sie bitte Herrn Richard Hoffmann (Richard.Hoffmann@dezshira.com), Herrn Olaf Griese (Olaf.Griese@dezshira.com), oder Herrn Fabian Knopf (Fabian.Knopf@dezshira.com) von dem Beratungsunternehmen Dezan Shira & Associates.