Reform des chinesischen Mehrwertsteuersystems: Teil II

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Führt die Mehrwertsteuerreform zu einer Erhöhung oder Senkung der insgesamten Steuerlast?

02. Aug. – Insgesamt gab es einen Rückgang der anfallenden Steuern im März 2012 für viele der ca. 129,000 Unternehmen, die in das Pilotprogramm der Mehrwertsteuer in Shanghai mit aufgenommen wurden.

Allerdings haben manche Unternehmen aus bestimmten Branchen, wie z.B. der Logistikbranche, eine Erhöhung der Steuerlast festgestellt. Außerdem haben alle Unternehmen auf kurzer Sicht eine erhöhte Compliance-Pflicht bemerkt.

Für die Mehrheit eine verringerte Steuerlast

Der Großteil der Allgemeinen Steuerzahler hat einen Rückgang der Steuerlast als Ergebnis des erweiterten Umfangs der abzugsfähigen Vorsteuer beobachtet. Insgesamt hat sich die Steuerlast für Pilotunternehmen und bereits bestehende Allgemeine Steuerzahler in Shanghai im Vergleich zu der unter dem vorherigen Gewerbesteuersystem um 2 Mrd. RMB verringert, gemäß der von der Stadtregierung Shanghais veröffentlichten Daten über das erste Quartal.

Darüber hinaus hat sich die gesamte Steuerlast der 88.000 kleinen Steuerzahler mit dem Pilotprogramm als Folge des neu erhobenen 3 Prozent-Mehrwertsteuersatzes um 40 Prozent gesenkt (im Vergleich zur Gewerbesteuer mit 5 Prozent).

Höhere Steuerlast für bestimmte Sektoren

Trotz der allgemein geringeren Steuerlast für viele Unternehmen, haben manche Unternehmen aus bestimmten Sektoren eine Erhöhung der Steuerlast beobachtet. Dies liegt daran, dass während sich Steuersätze in bestimmten Sektoren erheblich erhöht haben, die Möglichkeit zum Abzug der Vorsteuer aufgrund der unabgeschlossenen Vorsteuerabzugskette beschränkt ist, da die Pilotreform bislang nur für bestimmte Sektoren in Shanghai gilt.

Die Logistikbranche ist eine dieser Sektoren. Der Transportanteil im Logistikbereich war zuvor Gegenstand der 3-Prozent-Gewerbesteuer. Unter dem Mehrwertsteuer-Pilotprogramm liegt die Rate bei 11 Prozent. Die wichtigsten der Vorsteuer abzugsfähigen Gegenstände im Verkehrssektor sind Kosten für Transportmittel, Treibstoff und Reparatur. Allerdings sind die Kosten für die Anschaffung von Transportmittel hoch, doch lohnt sich die Investition, da sie von einer langen Lebensdauer sind (insbesondere Schiffe, die eine Lebensdauer von über 20 Jahren haben).

Es ist also eher unwahrscheinlich, dass Unternehmen in den nächsten Jahren große Summen in den Kauf von solchen Transporttools investieren werden, also ist die tatsächliche abzugsfähige Vorsteuer auf Anlagevermögen relativ gering. Die Eingangssteuer auf Kosten wie Kraftstoff und Reparaturkosten betragen in der Regel nur 40 Prozent der Gesamtkosten. Darüber hinaus fallen die meisten Hauptkosten wie z.B. Lohnkosten, Maut, Mietkosten und Versicherungsgebühren normalerweise nicht in den abzugsfähigen Rahmen. Selbst wenn sie besondere Rechnungen mit ausgewiesener Mehrwertsteuer für die abzugsfähige Vorsteuer erlangen können, wird es einen deutlichen Anstieg der Steuerlast für diese Unternehmen geben.

Ein Beispiel wäre ein Fahrzeuglogistikunternehmen in Shanghai, das eine höhere Steuerlast erlebt hat, da es nicht genügend Umsatz erlangt hat, um bestimmte Mehrwertsteuerrechnungen für den Abzug der Vorsteuer ausstellen zu können. Dies liegt daran, dass viele Kfz-Werkstätten nicht die nötigen Voraussetzungen zur Ausstellung der MwSt.- Rechnungen erfüllen. Außerdem sind die Unternehmen mit einem Partner außerhalb Shanghais, die die Reform noch nicht umgesetzt haben, nicht befähigt Mehrwertsteuerrechnungen von diesen Partnern zu empfangen.

Viele dieser Logistikunternehmen sind nicht befähigt, die erhöhte Steuerlast auf nach geschaltete Unternehmen zu übertragen, da die Gebühren in der Regel in langfristigen Verträgen fixiert sind. Ferner gibt es in Sektoren wie Luftverkehr ein Überangebot und eine abwärtige Kostenumschreibung würde bedeuten, Kunden zu verlieren.
Um Unternehmen zu helfen, die aufgrund des Pilotprojekts und der Umstellung der Gewerbesteuer auf die Mehrwertsteuer unter einer erhöhten Steuerlast leiden, erließen die Shanghaier Behörden einen Beschluss über die Bereitstellung von Subventionen. Seit Mitte Mai hat Shanghai steuerliche Förderungen für Unternehmen, die durch das Pilotprojekt eine höhere Steuerlast hatten, in Höhe von 30,000 RMB allein im ersten Jahresquartal bereitgestellt. Derzeit führt Shanghai Studien über die Steuerlast im Post-, Kommunikations-, Finanz- und Versicherungssektor und anderen Branchen, die tägliche Dienstleistungen für den Verbraucher anbieten, durch.

Laut einer Umfrage der staatlichen Steuerbehörde in Shanghai, beklagte ein Großteil der Logistikunternehmen eine erhöhte Steuerlast. Unter dem Pilotprogramm beträgt die Mehrwertsteuer im Verkehrssektor 11 Prozent. Im Vergleich mussten sie zuvor unter der Gewerbesteuer nur 3 Prozent zahlen.

Die Umfrage, die 36 Unternehmen des Transport- und Lagerhaltungssektors einschließt, besagt, dass 63,9 Prozent dieser Unternehmen eine erhöhte Steuerlast bemerkt hätten. Unter den 36 Unternehmen, hätten 27,8 Prozent bestätigt, dass sich ihre Steuerlast um über 10 Prozent erhöht habe

Erhöhte Compliance-Last auf kurze Sicht

Die Compliance-Last hinsichtlich Steuern und Buchhaltung der Pilotunternehmen in Shanghai hat sich auf kurze Sicht wesentlich erhöht. Steuerbehörden wollen den Effekt des Pilotprogramms weiterhin beobachten.

Als Teil des ersten Bewerbungsverfahrens für den Mehrwertsteuerstatus, wird von den Unternehmen, die unter dem Rahmen des Mehrwert-Pilotprogramms fallen, gefordert, Berechnungstabellen für den Vergleich der gezahlten Gewerbesteuer in 2011 mit der Mehrwertsteuer anzufertigen, die sie unter den Sätzen des Pilotprogramms hätten zahlen müssen. Seit Januar 2012 müssen Unternehmen, die am Pilotprogramm teilnehmen, solche Berechnungstabellen einmal monatlich einreichen, damit die Steuerbehörden die Auswirkungen des Pilotprogramms verfolgen können.

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