Überblick über Entwicklungszonen in China

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13. Juli – Entwicklungszonen sind keine chinesische Erfindung, aber China hat bis heute mit diesem wirtschaftspolitischen Mittel große ökonomische Erfolge gefeiert. Durch ihre Geschichte hindurch haben diese liberalen Geschäftszonen es ausländischen Unternehmen erlaubt, komfortabler in China Geschäfte zu tätigen, geschützt vor der Bürokratie und dem Paperkrieg, denen man im Rest des Landes oft begegnet.

Die ersten chinesischen Entwicklungszonen namen die Form von speziellen ökonomischen Zonen (SEZ) an und waren entlang der südlichen Küstenstädte Shenzhen, Zhuhai, Shantou und Xiamen angesiedelt. Die Regierung nutzte sie als Vorzeigeobjekte, um ausländische Direktinvestitionen anzulocken und um zu testen, ob die bis dahin zentralwirtschaftlichen Strukturen sich in ein liberaleres und kapitalistischeres Model umwandeln ließen. Im genaueren unterstützten diese Zonen die Produktion für den Export, um der heimischen Wirtschaft den Rücken zu stärken, ohne eine bedeutende Bedrohung für die staatlichen Unternehmen darzustellen.

Diese ursprünglichen SEZ sind heute, im Hinblick auf die große Vielfalt an alternativen Entwicklungszonen, jedoch viel weniger relevant und ausländische Investitionen in China fließen mittlerweile in alle Regionen Chinas. Darüberhinaus hat Chinas Reform der Körperschaftssteuer 2008 (CIT) viele der Schlüsselanreize, die SEZ zuvor boten, ins Gegenteil  umgekehrt. Schließlich sind ausländische Firmen nicht mehr nur noch auf den Export fokussiert, wofür die Entwicklungszonen eigentlich gedacht waren. Die günstige, bereits vorhandene, Infrastruktur, Baulandreserven und ganzheitliche Dienstleistungen in Entwicklungszonen sind rationale Argumente für einen Eintritt in den chinesischen Markt.

Entwickungszonen nach Typ

Die größten und am leichtesten verständlichen der Entwicklungszonen in China sind die Sonderentwicklungszonen (SEZ) und die Ökonomischen und Technologischen Entwicklungszonen (ETDZ). Nichtsdestotrotz, während SEZ und ETDZ theoretisch Entwicklungszonen sind, mit einem großen Umfang und Fokus, sind viele der Schlüsselanreize, die diese in den 80er und 90er Jahren zu großartigen Optionen für Investoren machten, seit der Körperschaftssteuerreform von 2008 praktisch nicht mehr von Bedeutung. Deshalb gilt es im Kopf zu behalten, dass größer nicht immer gleich besser heißt, wenn es um Entwicklungszonen in China geht, und dass ausländische Investoren, die nach bestimmten Dienstleistungen oder maßgeschneiderten Bezügen suchen, die ihren Geschäften entsprechen, es hilfreich finden könnten, sich für kleinere, spezialisierte Entwicklungszonen zu interessieren, wie zum Beispiel industrielle Entwicklungszonen oder Freie Exportzonen. Im Folgenden werden wir die Charakteristiken, Vorteile und Nachteile der wichtigsten Entwicklungszonen betrachten.

Sonderentwicklungszonen (SEZ)

Es gibt momentan sechs Sonderentwicklungszonen (SEZ) in China. 1980 wurde in Shenzhen Chinas erste Sonderentwicklungszone errichtet, die alle vier Stadtbezirke und im Ganzen fast 400 Quadratmeter umfasst. Eine Reihe von begünstigenden Richtlinien, die ausländische Investoren anlocken sollten – wie etwa unabhängige Betriebsrechte, Steuervorteile und andere begünstigende Richtlinien – wurden eingeführt und Finanz-, Geschäfts- und Toursimuseinrichtungen wurden gebaut, um die sich dort ansiedelnden Ausländer zu versorgen. In den darauffolgenden Jahren wiederholte China dieses Modell in einer Anzahl von Städten und erlaubte den SEZ eine große Autonomie hinsichtlich ihrer Legislation, um diese dem Nutzen der Zone nach auszulegen. In einem solchen Umfeld sind die SEZ schnell gewachsen und sind heute immernoch höchst interessante Zielobjekte für ausländische Investoren.

Die Körperschaftssteuerreform von 2008 hat jedoch die meisten SEZ-spezifischen Steueranreize beendet, darunter die 15 Prozent Körperschaftssteuer und andere begünstigende Richtlinien. In den letzten dreißig Jahren wurden jedoch innerhalb der SEZ kleinere Zonen wie Ökonomische und Technologische Entwicklungszonen, Zollfreie Zonen oder Freie Exportzonen errichtet, um neue Anreize zu schaffen. Ihre flexible Legislation, fortschrittliche Infrastruktur und großartige Lage machen SEZ immernoch zu beliebten Investitionsregionen.

Ökonomische und Technologische Entwicklungszonen (ETDZ)

Ökonomische und Technologische Entwicklungszonen (ETDZ) sind Gebiete, an denen technologie-intensive Industrien enstehen sollen. Sie versprechen Anreize wie etwa Unterstützung von Seiten der Regierung oder Belohnungen für die Investition in den industriellen Sektor oder aufsteigende Industrien. 1984 entschied China sich dafür, 14 Hafenstädte entlang der Küste zu öffnen und es wurden in diesen Städten 17 ETDZ gegründet. Während China weiter wächst und seine Märkte öffnet, entstehen immer mehr ETDZ in verschiedenen Regionen. Im Moment gibt es mehr als 100 nationale ETDZ in China. Die Vorteile, die die Investion hier mit sich bringt, sind die gute Lage, der Zugang zu lokalen Märkten, die fortschrittliche Infrastruktur und der dortige große Talent-Pool. Einige ETDZ schließen Industrielle Hightech Zonen, Freie Exportzonen oder Zollfreie Zonen mit ein. Heute dienen sie auch als voll funktionstüchtige Wohngebiete mit Schulen, Wohnhäusern, Touristenattraktionen und einem vielfältigen Unterhaltungsangebot.

Industrielle Hightech Entwicklungszonen (HTDZs)

HTDZ sind spezifische Gebiete, die normalerweise darauf abzielen, Recherche und Entwicklung zum Geschäft zu machen und spezifische technologielastige Industrien, einschließlich IT, Elektronik, Pharmazie und die Entwicklung neuer Materialen, zu unterstützen. Diese Zonen sind generell den ETDZ sehr ähnlich, genießen aber weitere Innovationsanreize. Obwohl viele der alten SEZ-spezifischen Anreize nicht mehr existieren, gilt die 15 Prozent Körperschaftssteuer immernoch für qualifizierte Hightech Unternehmen, egal wo sie sich ansiedeln. Entwicklungszonen bieten in den Bereichen Produktion, Finanzen und Siedlungsentwicklung generell ein Umfeld besser als jenes, welches man normalerweise vorfindet und bleiben deshalb das bevorzugte Zielobjekt vieler ausländischer Investoren.

Freihandelszonen (FTZs)

FTZ sind Zonen, die für Export, internationalen Handel und zollfreie Handlungen gedacht sind. Sie beinhalten für gewöhnlich Industrieparks, Zolllager und Freie Exportzonen. Sie werden nach freien Handelsabkommen organisiert, die zwischen China und anderen Ländern geschlossen werden, was Güter und Dienstleistungen, die innerhalb der Zone gehandelt werden, zu einer günstigen Rate von null Prozent auf Zölle berechtigt. Innerhalb der FTZ sind Quoten für den Handel auch aufgehoben.

Firmen in diesen Zonen können Steuererstattungen auf die Mehrwertsteuer (VAT) für Exporte oder Importe erhalten. Durch günstigere Visaformalitäten wird die Entsendung von Mitarbeitern in andere in Beziehung stehende Länder außerdem sehr erleichtert. China nimmt im Moment an Freihandelsabkommen (FTA) mit 20 verschiedenen Ländern teil und Shanghai plant die erste FTZ des chinesischen Festlandes in Pudong zu errichten.

Freie Exportzonen(EPZ)

Freie Exportzonen (EPZ) sind genauer genommen kleinere und vereinfachte FTZ, die sich für gewöhnlich in existierenden Entwicklungszonen befinden, um Exporte weiterzuleiten. EPZ unterliegen einschränkenden Richtlinien, was die Produktion von Gütern für den Verkauf am heimischen Markt angeht.

Die Schlüsselvorteile von EPZ beinhalten Ausnahmen von Import- und Exportgebühren und Mehrwertsteuererstattungen, einfachere Autausch- und Zollmeldungsprozeduren und die Aufhebung des Quotenlimits.

Zollfreie Logistikzonen (BLZ)

Traditionell nah bei Häfen und Flughäfen gelegen, um Transport und Herstellung zu erleichtern, können durch Zollfreie Logistikzonen (BLZ) spezifische logistische Operationen, die einzigartigen Zollraten unterliegen, abgewickelt werden. Die Miete ist hier gewöhnlich höher, und diese Zonen sind nicht dazu gedacht, dort Fabriken oder Produktionsbasen aufzubauen. Da BLZ als Lager genutzt werden, sind sie von einigen Prozess-, Import- und Exportzöllen ausgenommen und Handelsquoten wirken nicht, wenn die importierten Güter später exportiert werden. Importierte Güter, die für den chinesischen Markt bestimmt sind, unterliegen jedoch immernoch den Importzöllen und anderen relevanten Steuern. Es besteht kein Limit, das angibt, wie lange Güter gelagert werden können, was BLZ zu erstklassigen Gebieten für Handelsfirmen und zu Einkaufszentren für ausländische Unternehmen macht. BLZ stellen außerdem eine Plattform für ausländische Unternehmen bereit, ihre Produkte zu demonstrieren, ohne chinesischen Steuern zu unterliegen. Effizientere Zollprozesse gelten auch für aus BLZ exportierte Güter. Unternehmen, die diesen Zonentyp nutzen, brauchen nur einmal, wenn sie die Zone betreten, Zoll zu zahlen.

Grenzüberschreitende Wirtschaftszonen (CBEZ)

Grenzüberschreitende Zonen (CBEZ) sind darauf ausgerichtet, Handels- und exportorientierte Industrien in Chinas Grenzgebieten zu entwickeln und bilden für gewöhnlich Kooperationszonen und unterstützen Kollaborationen mit Nachbarländern. Begünstigende Steuer- und Tarifrichtlinien, wie etwa spezielle Mehrwertsteurerstattungen, werden oft angeboten, um Investitionen anzuziehen.

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Fabian.Knopf@dezshira.com

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