Chinas Wasserwirtschaft bietet Chancen für ausländische Investoren

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10. Dezember – Einige Jahre lang waren die Perspektiven in der städtischen Wasserversorgung sehr positiv für private und ausländische Unternehmer. Daher haben Unternehmen teilweise sehr agressiv in diesen Sektor expandiert. Der französische Gigant Veolia hat sich zum Beispiel in 35 Joint-Ventures engagiert, die über ganz China verteilt sind.  Darunter befindet sich auch die Wasserversorgung des Shanghaier Stadtteils Pudong.

Ma Wenxuan, Verantwortlicher für die Kooperation zwischen Deutschland und der „Chinese Urban Water Association“, kurz CUWA, bewertet die Entwicklungen in der Vergangenheit und wagt einen Blick in die Zukunft.

Seiner Meinung nach, sind es drei Gründe, die eine positive Auswirkung auf den Markt haben, diese sind nämlich: die politische Unterstützung, der schnelle Fortgang der Urbanisierung und der große Nachholbedarf bei Fragen, die mit Umweltschutz im Allgemeinen und der Wasseraufbereitung im Besonderen zu tun haben.

Ein Katalog der ausländischen Direktinvestitionen aus dem Jahr 2007 hat ausdrücklich die Beteiligung ausländischer Unternehmen an der Wasserversorgung im städtischen Raum befürwortet. Eine Minderheitsbeteiligung von 49 Prozent an der urbanen Wasserversorgung in großen Städten war somit erlaubt. In kleinen Städten gab es keine Einschränkungen bei der Beteiligung.

Die schelle Verstädterung sorgt weiter für steigenden Bedarf an Investitionen in die urbane Infrastruktur. Einer Studie der Vereinten Nationen zur Folge, wandern pro Jahr ungefähr 18 Millionen Menschen vom Land in die Städte Chinas ein. In der Abwasserbehandlung gibt es daher großen Nachholbedarf. Im Jahr 2006, lag die durchschnittliche Rate bei der Abwasseraufbereitung in den Städten bei ungefähr 56 Prozent. Eine offizielle Vorgabe aus dem 11. Fünf-Jahres-Plan, der im nächsten Frühjahr ausläuft, hat vorgesehen, dass eine Rate von 70 Prozent erreicht werden soll. 2006 soll schätzungsweise in 278 Städten keine ausreichende Wasserversorgung vorhanden gewesen sein.

Unternehmen, die in diesem Bereich bereits eine Rolle spielen, lassen sich in folgende vier Kategorien einteilen: zunächst gibt es große multinationale Unternehmen, wie zum Beispiel Veolia oder Suez. Daneben treten chinesische Investoren, wie etwa Beijing Capital auf. Heimische Betreiber sind zum Beispiel Shanghai Municipal Raw. Spezialisierte Betreiber wie Hyflux vervollständigen das Bild.

Im Normalfall wurden Beteiligungen über langfristige BOT (Build, Operate, Transfer) oder TOT  (Transfer, Operate, Transfer) Ausschreibungen vergeben. Daneben gab es aber auch andere Vertragsformen. Bei einem BOT Vetrag erwirbt ein privates Unternehmen das Recht, eine Anlage zu bauen und über einen bestimmten Zeitraum zu betreiben. Dieser Zeitraum kann zum Beispiel ungefähr 20 bis 30 Jahre lang sein. Die Stadt kauft dananch die Anlagen zurück. Oft wurden diese BOT Ausschreibungen von Joint-Ventures gewonnen.

Kapitalstarke Unternehmen haben teilweise ein Mehrfaches des Anlagenwertes in Ausschreibungen geboten. Dadurch konnten kleinere Konkurrenten ausgestochen werden. Diese kapitalstarken Unternehmen haben wegen der langen Laufzeiten keine Bedenken, investiertes Geld wieder zu erwirtschaften. Sie spekulieren dabei auf höhere Tarife, verbesserte Kostenstrukturen durch Skaleneffekte, Verbesserungen des Systems, und auf zusätzliche Einnahmen durch den Ausbau der bestehenden Netze.

Für die oft klammen Gemeinden waren diese Angebote sehr attraktiv. Die Einnahmen aus den Finanzierungen von notwendigen, aber nicht besonders lukrativen Projekten, konnten sie in ihrem Haushalt gut gebrauchen.

Im Jahr 2010, also drei Jahre später äußern sich Ma Wenxuan von der CUWA und ein Mitarbeiter des Shanghaier Wasserbüros zu den Erfahrungen, die sie mit diesen Public Private Partnerships gemacht haben.

Der Mitarbeiter des Wasserbüros von Shanghai verweist dabei auf einen Fall, wie er zu Beginn des Jahres 2009 in der Stadt Lanzhou in der Provinz Gansu auftrat. Veolia hat dort RMB 1,7 Milliarden in ein 49-prozentiges Joint-Venture mit der Lanzhou Wassergruppe  investiert. Die Lanzhou Wassergruppe ist ein staatseigenes Unternehmen, welches 1955 gegründet wurde.

Veolia-Lanzhou Wasser gab 2009 an, dass die Wasserkosten um ein Drittel teurer würden, als ursprünglich kalkuliert. Damit waren die Kosten auf einen Kubikmeterpreis von RMB 1,95 angestiegen. Der Verbrauchspreis sollte aber nur bei RMB 1,45 pro Kubikmeter liegen. Um diese Verlust auszugleichen, wurde der Verbrauchspreis auf RMB 2,16 pro Kubikmeter erhöht.

Dies führte zu erheblichen Proteste in der Öffentlichkeit, da Veolia-Lanzhou Wasser sich weigerte, seine Kostenstrukturen offenzulegen. In der Bevölkerung wurden schlechte Geschäftsleitung, hohe Managergehälter und eine zu hohe Anzahl an Beschäftigten für die hohen internen Kosten verantwortlich gemacht. Zusätzlich ergaben Untersuchungen einer Kommission aus Gansu, dass der Preis nur auf RMB 1,72 pro Kubikmeter gestiegen war. Daher wäre ein Enkundenpreis von RMB 1,96 pro Kubikmeter ausreichend gewesen.

Ma Wenxuan weist auf ein anderes Beispiel in Pudong hin. Dort besitzt Veolia einen 49-prozentigen Anteil an der Wasserversorgung. Das Unternehmen ist verantwortlich für das Tagesgeschäft, was auch bedeutet, dass Veolia über die Anschaffung von neuen Geräten entscheidet. Zwar werden solche Anschaffungen öffentlich ausgeschrieben, die teilnehmenden Unternehmen haben in der Regel allerdings einen Veolia-Hintergrund. In einem Fall wurde eine teure Maschine gekauft. Ma gibt hier einen Kaufpreis von RMB 20 Millionen an. Diese Maschine wurde von einer unabhängigen Kommission als nutzlos erachtet. Trotzdem wurde die Maschine angeschafft und steht nun ohne Verwendung in einer Lagerhalle. Da es sich um ein Joint-Venture handelt, steht hinter der Anschaffung die Verwaltung von Pudong. In letzter Konsequenz also die Stadt Shanghai. Diese hat also die Anschaffung der angesprochenen Maschine finanziert.

Da BOT und TOT Verträge über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren laufen, haben Investoren keine Sorge. Darüber hinaus muss die Gemeinde bei Ablauf des Vertrages die Anlagen zurückkaufen. Das geschieht zu einem höheren Preis als dem der ursprünglichen Investition.

Laut Ma, sind ähnliche Schwierigkeiten auch bei anderen privaten Unternehmen aus dem In- und Ausland aufgetreten. Daher steht die CUWA solchen Abkommen jetzt kritisch gegenüber. Dabei geht es auch um die Frage, ob etwas so wichtiges wie Wasser in privaten- oder ausländischen Händen gut aufgehoben ist.

Stattdessen schlägt Ma Wenxuan ein Leasingmodell für kleine Städte vor. Die dortigen Wasserwerke haben einen hohen Bedarf an moderner Ausrüstung. Sie sind allerdings nur mit einer kleinen Kapitaldecke ausgestattet. Die Wasserversorgung garantiert ihnen aber eine stetige Einnahme. Neue Ausrüstung könnte durch Leasingverträge finanziert werden, die mit einer Zeitspanne von 10 bis 15 Jahren laufen. Dieses Modell eignet sich sowohl für kapitalstarke Unternehmen als auch die kapitalschwachen Gemeinden.

Eine andere Möglichkeit für ausländische Investoren ist die Finanzierung von Infrastruktur und die Versicherung von Krediten zur Finanzierung von Infrastruktur. Dies bietet sich etwa bei großen Wasserwerken an, zum Beispiel in Shanghai.

Im Moment sind solche Finanzierungsmodelle nur schwer umzusetzen, da die chinesischen Behörden auf Grund der Finanzkrise und der amerikanischen Währungspolitik die bürokratischen Hürden erhöht haben. Ma schlägt daher vor, kurzfristig von solchen Projekten abzusehen und eine Erleichterung abzuwarten. Ein Eintreten dieser Erleichterungen erwartet er innerhalb eines Jahres.

Dieser Artikel wurde von Johannes Weiershäuser, Junior Consultant bei Dezan Shira & Associates, geschrieben. Wenn Sie mehr zu Infrastruktur-Projekten im Bereich der Wasserversorgung lesen wollen, klicken Sie hier und lesen Sie auch diesen Artikel.

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