„Im Cleantech-Sektor wird Spitzentechnologie sich auf Dauer durchsetzen“

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Durchdachtes Geschäftsmodell sowie gesamtheitliches Denken in Bezug zu den Stakeholdern helfen Unternehmen dabei an Subventionen zu gelangen.

Von Adriane van Houten

29. Juni – Die Frage wird immer noch heiß diskutiert: Wie können ausländische Unternehmen und Investoren, die im chinesischen Cleantech-Sektor tätig sind, an die Staatssubventionen für die als Schlüsselindustrie identifizierten Branchen gelangen? Die Meinung von Experten ist, dass sich vor allem Spitzentechnologie auf Dauer durchsetzen wird und von diesen Subventionen profitieren kann.

Rund 100 Teilnehmer bestehend aus Experten, Investoren und Presse trafen sich in Peking zum „4. Jährlichen Cleantech Investor Forum“ um zu erörtern, welche Strategien Unternehmen anwenden müssen, damit an Subventionen gelangt und erfolgreich am Markt teilgenommen werden kann. Die Diskussionsthemen des Forums, bei dem China Briefing Mediensponsor war, handelten von der aktuellen Lage in der chinesischen Cleantech-Industrie, sowie den Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich ausländischen Investoren dort bieten. Daneben wurde außerdem die Zunahme der chinesischen Cleantech-Unternehmen im Ausland behandelt.

Die verschiedenen Redner des Forums teilten die Meinung, dass Branchen, wie beispielsweise die Herstellung von Sonnenkollektoren, keine großen Entwicklungssprünge mehr machen werden, da diese Sektoren im Vergleich zu anderen schon relativ weit entwickelt sind. China ist Weltmarktführer beim Export von Sonnenkollektoren ins Ausland. Eine Marktteilnahme von ausländischen Produzenten wäre nicht lohnenswert, denn die lokale Konkurrenz ist sehr groß. Investoren aus dem Ausland sollten sich daher auf aufstrebende Industrien, wie Offshore-Windenergie und Abfallmanagement konzentrieren und in diesen Bereichen forschen, sowie dessen innovative Technologien auf den chinesischen Markt platzieren. Einer der Hauptsprecher betonte zudem die Auffassung, dass „Spitzentechnologie sich auf Dauer durchsetzen wird”.

Allerdings wurde wiederholt erwähnt, dass eine innovative Technologie alleine nicht dafür ausreichend ist, eine erfolgreiche Teilnahme am chinesischen Cleantech-Markt zu garantieren. Damit kommt man auch nicht sofort in den Genuß von Staatssubventionen. Vielmehr muß man sein Geschäftsmodell an China anpassen. Denn geeignete Geschäftsmodelle sind ausschlaggebend für den zeitnahen Erfolg eines ausländischen Unternehmens im Land. In diesem Sinne können oft auch bestehende Technologien, wie zum Beispiel Smart-Grid Technologien in China erfolgreich sein, wenn sie an die spezifischen Bedürfnisse und Umstände des chinesischen Marktes angepasst werden. Dafür sind oft zuerst die Teilnahme an Pilotprojekten und große Aufwendungen bei  Forschung & Entwicklung (F&E) erforderlich. Genau für diese Zwecke jedoch stehen viele Subventionen zur Verfügung.

Zum angepassten Geschäftsmodellmodell gehört auch die Kostenfrage. Denn auch wenn die Qualität vieler importierter Technologien geschätzt wird, ist dies laut Experten in den meisten Fällen kein anhaltender Vorteil. Der Preis ist nämlich schlussendlich ausschlaggebend.

Eine von vielen Rednern geteilte Meinung war, dass Investoren nicht ausschließlich auf die Städte ersten Ranges, wie zum Beispiel Shanghai, Peking und Guangzhou achten sollten, um etwa nur dort nach Subventionen zu suchen. Zweit- oder drittklassige Städte sollten in die China-Strategie eines Unternehmens einbezogen werden, da in der vormaligen Peripherie jetzt viele konsumfreudige und wohlhabende Bewohner leben. Außerdem unterscheiden sich die Subventionen von Provinz zu Provinz oder von Lokalität zu Lokalität. Deshalb sollten sich Unternehmer und Investoren vorher gut informieren, wo genau sie aktiv werden wollen. Die Unterstützung durch die lokalen Behörden in der Provinz Jiangsu beispielsweise ist besonders hoch. Das gilt vor allem für Unternehmen im Bereich der Windenergie. Auch im Westen des Landes, wie im Autonomen Gebiet Xinjiang, haben die lokalen Behörden finanzielle Mittel zur Verfügung, damit die Regionen umweltfreundlich modernisiert werden können. Zudem unterscheidet sich die Weise nach welcher die Subventionen verteilt werden. Manche Provinzen und lokale Behörden unterstützen Pilotprojekte mehr als andere. Dies kann sich nämlich durch verschiedene Arten von Steuervorteilen oder auch durch günstige Mietpreise eines Grundstücks zeigen. Solche vorteilhaften Flächennutzungsbestimmungen sind vor allem im Westen Chinas zu finden. Dort sieht die Regierung nämlich einen Schwerpunkt: Sie will diese Regionen weiter modernisieren.

Dass ausreichend finanzielle Mittel vorhanden sind, damit gute Projekte auf unterschiedlichem Wege subventioniert werden können, bestätigte Daniel Zhu, der unter anderem zahlreiche lokale Stadtplanungsbüros in Fragen der Erneuerbaren Energien (EEs) und kohlenstoffarmen Stadtplanung berät. Laut Zhu werden Regierungen unter vier Bedingungen ein Projekt finanziell unterstützen: Erstens soll das Projekt der Region helfen und die Wirtschaft in dieser Region positiv unterstützen. Zweitens soll die Industrie unter die von der Regierung bestimmten strategischen aufstrebenden Branchen fallen. Drittens soll genug Wachstumspotential vorhanden sein, damit viel Steuer generiert wird. Viertens soll der regionale Arbeitsmarkt in der Region gefördert werden. Dies zeigt, dass Unternehmen in ihrem Geschäftsmodell die verschiedenen Stakeholder, wie die Umwelt, Arbeitnehmer und die Regierung berücksichtigen sollten, um in den Genuß von Subventionen gelangen zu können.

Es wurde auch erläutert, welchen Vorteil eine Kooperation auf provinzieller und lokaler Ebene in verschiedenen Branchen mit einem Staatsunternehmen (SOE) haben kann. In bestimmten Branchen ist ein Joint-Venture (JV) mit einem SOE sogar notwendig. Auf Ebene der Provinz oder der Lokalität können günstige Bedingungen bei Vertragsabschluss erreicht werden, was bei Abschlüssen auf nationaler Ebene schwerer erreichbar wäre. Auch wenn ein JV mit einem SOE nicht wie früher eine ganz so unbeliebte „Kröte“ in den Augen der Unternehmer ist, die man schlucken muss, wenn man in den Markt eintreten will, sollten ausländische Unternehmen dennoch eine gründliche Überprüfung eines SOEs durchführen lassen, bevor sie sich dafür entscheiden eine solche Unternehmensstruktur zu wählen.

Das Forum fand am vergangenen Mittwoch im Rahmen der diesjährigen und drei Tage dauernden „China Power & Clean Energy Expo“ im National Convention Center in Peking statt. Dass das Thema Investitionen in Cleantech im Moment viele chinesische und ausländische Investoren, Fachleute und Unternehmen beschäftigt, zeigte sich auch daran, dass in den drei Tagen insgesamt etwa 15.000 Besucher auf dem Messegelände erwartet wurden.

Angesichts der neuesten Veränderungen im 12. FYP war die Veranstaltung in diesem Jahr besonders wichtig für chinesische und ausländische Unternehmen sowie Investoren. Im Jahr 2010 war China mit US-Dollar 54,6 Milliarden (cirka Euro 38,1 Milliarden) das Land mit dem größten Investitionsvolumen im Greentech-Bereich und durch den neuen 12. FYP soll diese Position weiter ausgebaut werden. Für die nächsten fünf Jahre werden Subventionen von umgerechnet rund Euro 421 Milliarden in bestimmten Schlüsselindustrien vorgesehen. Darunter fallen auch Erneuerbare Energien (EEs). Wie auch in der aktuellen Ausgabe unserer China Briefing beschrieben wird, hat die chinesische Regierung im 12. FYP sieben strategisch aufstrebende Branchen (SEIs) identifiziert, darunter stehen drei mit direkten Bezug auf EEs, welche durch Subventionen gefördert werden sollen. In diese Industrien fallen auch verschiedene Cleantech-Bereiche, die deshalb von Subventionen profitieren könnten.

Insgesamt zeigt sich, dass es sehr viele verschiedene Trends im Cleantech-Sektor gibt, welche nach Experten-Meinung und Investoren für ausländische Investitionen lohnenswert sind. Da die Schlüsselindustrien für China sehr wichtig sind, kann man auch erwarten, dass diese Subventionen auch in den nächsten Fünfjahresplänen fortgeführt werden. Deshalb könnten Unternehmen und Investoren noch lange davon profitieren.

Die Autorin ist Business Advisory Services Assistant von Dezan Shira & Associates und beschäftigt sich mit Global Business und Stakeholder Management.

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Bei Fragen zu Wirtschaftsthemen, Steuern, Buchhaltung und Unternehmensgründungen in China kontaktieren Sie bitte Herrn Richard Hoffmann (Richard.Hoffmann@dezshira.com), Herrn Olaf Griese (Olaf.Griese@dezshira.com), oder Herrn Fabian Knopf (Fabian.Knopf@dezshira.com) von dem Beratungsunternehmen Dezan Shira & Associates.