Logistik, Lagerwesen und Transport in China (Teil 2)

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China, weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft und drittgrößtes Land der Erde, erlebt eine unersättliche Nachfrage nach Transport- und Logistikdiensten – so sehr, dass spezialisierte Dienstleister Probleme haben Schritt zu halten, weshalb viele von Chinas Händlern mit innerbetrieblichen Logistiksparten auf eigene Faust losziehen.

In Teil 1 dieses Artikels gaben wir einen Überblick über den Logistiksektor in China und die Faktoren für sein Wachstum, wie etwa die Rolle des Onlinehandels als Katalysator für diese Industrie. Im zweiten Teil werden wir unseren Fokus auf ausländische Investitionen in der chinesischen Logistik- und Transportindustrie legen, sowie auf die spezielle Rolle der Shanghaier Freihandelszone und den zukünftigen Kurs der Industrie.

Ausländische Investitionen – Genauso schnell wie die Natur ein Vakuum sofort ausfüllt, genauso schnell wollen globale Kapitalunternehmen einen Vorteil aus der Nachfrage für Logistik in China ziehen, wodurch in diese Industriesparte 2,8 % der gesamten ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in China fließen. Seit 2005 sind ausländische Investitionen im Großteil der Sektoren von Chinas Logistik- und Transportindustrie erlaubt, ausgenommen elementare Dienste wie etwa Post. 2013 stiegen die gesamten Investitionen in Lagerflächen und Verteilungszentren in China im Jahresvergleich um 38,8 % auf RMB 3,2 Mrd.

Global Logistic Properties Ltd. (GLP), der größte ausländische Errichter von Logistikeinrichtungen in China, hat 2014 bereits USD 1,2 Milliarden investiert, um unglaubliche 280 Lagerhäuser in China zu errichten. Weitere derartig große Ausgaben wurden durch Mapletree Investments (USD 1,4 Mrd.), Carlyle und The Townsend Group (USD 200 Mio.) und Warburg Pincus getätigt. Letzterer ist ein großer Investor (USD 200 Mio.) des Lagerhausentwicklers und -betreibers e-Shang, welcher im Dezember einen vor-Börsengang Kredit von USD 120 Mio. erhielt und aktuell über 1,5 Mio. Quadratmeter Logistikflächen in China verfügt.

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Barrieren – Verschiedene Faktoren hemmen die weitere Expansion von Logistik- und Transportdiensten in China, wie etwa Probleme in der Beschaffung von Land, veraltete Lagertechnologien und Komplikationen bezüglich gewisser Vorschriften. Da dies keinesfalls rein oberflächliche Unannehmlichkeiten sind, können diese Probleme laut GLP den Transport von Gütern in China doppelt so teuer wie in den USA machen, trotz des Unterschieds in Gehältern. 

Für private Unternehmen ist unter den Hauptproblemen die Schwierigkeit Land für die Logistiknutzung zu beschaffen. Da Lagerhäuser normalerweise weitflächig sind, aber wenig Steuereinnahmen und Arbeitsplätze bringen, gibt es aus Sicht der lokalen Regierungen für die Bereitstellung zuständigen Verwaltungen nur wenige befürwortende Gründe.

Eine zweite Reihe von Problemen stellen die Lagerhäuser selbst da. Weniger als 20 % der Lagerhäuser in China werden als modern klassifiziert, was etwa die Nutzung von vollautomatischen Nachverfolgungssystemen und Auslieferungstechnologien voraussetzen würde. Illustrierend für den niedrigen Technikstandard in Chinas Lagerhäusern ist etwa die Beladung der LKWs per Hand, da keine Ladebuchten vorhanden sind.

Zusätzlich bleibt die Transport- und Logistikindustrie weiterhin bestimmten Restriktionen für ausländische Investitionen und Betrieb ausgesetzt. Daher ist es nötig für ausländische Firmen lokale Partnerschaften einzugehen, wie etwa GLPs USD 2,5 Mrd. Abkommen mit Hopu Investment. Andere Restriktionen zielen auf die Benutzung von Transportwegen: etwa dürfen auf einigen Strecken von Chinas weitläufigem Eisenbahnnetzwerk nur Rohmaterialen transportiert werden. Diese Restriktionen werden auch für die hohe Anzahl von Leertransporten im chinesischen Binnentransport verantwortlich gemacht: Etwa 37 % der LKWs können keine Ladungen für ihre Rückfahrten auftreiben. 

Shanghais Freihandelszone – Es ist erwähnenswert, dass mehrere der weiter oben identifizierten Probleme in der Shanghaier Freihandelszone (FTZ), ein 2013 implementiertes, 29 km² großes Testgebiet für lockere Wirtschaftspolitik und besserem Zugang für ausländische Investitionen,  ausgemerzt wurden. Logistik- und Frachtweitergabe waren unter den 18 für die Liberalisierung in der FTZ ausgewählten Industrien, wodurch einfacher Zugang zum Waigaoqiao Hafen, Yangshan Tiefwasserhafen, sowie zum Internationalen Flughafen Pudong möglich ist. Die Zone hat außerdem eine gestraffte Zollverwaltung, wodurch die Bearbeitungszeit am Zoll im Vergleich zum Rest Chinas um die Hälfte reduziert wurde. Zuletzt inkludiert die allgemeine Vorzugspolitik in der FTZ auch eine vereinfachte Unternehmensgründung, da das Minimalkapital für die Registrierung von Unternehmen abgeschafft wurde.

Drei Monate nach Einsetzung der Freihandelszone haben sich etwa 3633 Unternehmen in der Zone registriert. Das Ergebnis dieser Welle ist, dass Industrieareale ein Spekulationsziel sind, mit Mietpreisen die von RMB 1,1 pro Quadratmeter und Tag auf das doppelte angestiegen sind. Dies kann verglichen werden mit den durchschnittlichen Raten von RMB 1,4 pro Quadratmeter und Tag in Minhang und RMB 0,7 in Nanhui im gleichen Zeitraum.

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Zukunftsaussichten – In den kommenden Jahren wird die ungehinderte Ausbreitung von Handelsketten in die inländischen Regionen Chinas die Nachfrage nach Logistikflächen weiter aufrechthalten. Während der Logistikmarkt heranreift und kleinere Firmen sich durch Fusionen und Übernahmen konsolidieren, werden Dienstleister ihre Portfolios in Richtung von Mehrwertdiensten diversifizieren. Dies sind Dienste wie Beschaffung, Lagerung, Inventarmanagement, Verkauf und Lieferung, Produkttests und Umverpackung. Während zwar das Vordringen in die Städte der zweiten Reihe höhere Kosten mit sich bringt, zeigen die zuletzt großen Dimensionen der Investitionen in Binnenmarktlogistik, dass Firmen anscheinend bereit sind alles zu tun das nötig ist, um kreative, überregionale Netzwerke zu etablieren.

In der Zwischenzeit wird die Entwicklung der Logistikindustrie in China auch vor allem vom Zustand des Marktes für Industrieareale in experimentellen Zonen wie der Shanghai FTZ abhängen. Zurzeit spekulieren Investoren darauf, dass die Vorzugspolitik der Freihandelszone genug Anreiz bietet damit Unternehmen dort langläufige Operationen etablieren. Diese Situation wird sehr wahrscheinlich weiter bis zu neuen Reformen in der Freihandelszone andauern, wobei zu diesem Zeitpunkt konkurrierende Logistikzonen möglicherweise bereits in Sachen Wettbewerbsfähigkeit aufgeholt haben.

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Zu guter Letzt wird die Zukunft der Logistikindustrie in China unausweichlich durch den wachsenden Fokus auf Umweltverträglichkeit beeinflusst werden. Obwohl die genauen Details wohl erst bei der Bekanntgabe der neuen chinesischen Umweltsteuer klar sein werden, sind verpflichtende Vorgaben für die Emissionen durch Fahrzeuge sehr wahrscheinlich. Der Staatsrat befürwortet eine Steigerung der Effizienz in Logistik und Transport und fordert einen strafferen und „grüneren“ Betrieb, so wie ein besseres Management von Chemikalien, Sprengstoffen und radioaktivem Material. 

 

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