Entwicklungen & Chancen der wirtschaftlichen Integration von China und ASEAN

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ASEAN, ein 10-Länder Block, welcher mehrere von Asiens größten Produktionszentren wie Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Thailand und Vietnam beinhaltet, wird Ende nächsten Jahres die „AEC Compliance“ (ASEAN Economic Community Compliance – ASEAN Wirtschaftsgemeinschaftsvereinbarung) einführen. Dies bedeutet, dass Import- und Exportabgaben in der gesamten ASEAN Gemeinschaft fallen gelassen werden. Dies hat spezifische Relevanz, sowohl für China, als auch für Indien, da beide ein Freihandelsabkommen mit ASEAN haben. China wird mit erhöhter Konkurrenz von all den eben genannten großen fünf ASEAN Produktionsnationen konfrontiert werden, speziell aber von Vietnam, welches angedeutet hat, dass es die Steuerrate auf Unternehmensgewinne auf 22 % reduzieren wird – niedriger als Chinas Rate von 25 %. Güter von Vietnam können dann zu im Grunde abgabenfreien Raten nach China transportiert werden, während Firmen die in Vietnam produzieren größere Gewinnquoten genießen werden, da dort sowohl Einkommensteuerraten, als auch Arbeitskosten niedriger sind.  

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Wie geplant wird die ASEAN Wirtschaftsgemeinschaft 2015 (AEC 2015, ASEAN Economic Community) die gesamte ASEAN Region in einen gemeinsamen Markt und eine gemeinsame Produktionsbasis, mit sowohl frei fließenden Gütern, Dienstleistungen, Investitionen und Facharbeitern, als auch maßgeblich freieren Kapitalflüssen zwischen den Mitgliedstaaten, verwandeln. Wie in jeder solch weitgreifenden wirtschaftlichen Integration werden bestimmte Industrien mit Sicherheit profitieren, während andere neue Herausforderungen konfrontieren müssen. Es gibt eine Anzahl von Bereichen in denen Firmen und die Dienstleistungsindustrien evaluieren können, wie sie sich selbst neu positionieren können, um aus der neuen asiatischen Ordnung Nutzen zu ziehen.

Versicherungsdienste in der Region werden von der freien Bewegung von Arbeitskräften und logistischen Diensten zwischen ASEAN Mitgliedsstaaten, beziehungsweise auch von und nach China und Indien, deutlich profitieren. Außerdem werden Land-, Übersee- und Lufttransporte die Entwicklung von neuen Versicherungsprodukten für die ASEAN/China Märkte benötigen. Die ASEAN Wirtschaftsgemeinschaft 2015 wird die im Moment limitierte Anzahl an verpflichtenden Versicherungsprogrammen zu anderen Industrien, wie etwa Produktionssektoren, ausweiten.

Elektronischer Handel wird in der ASEAN Wirtschaftsgemeinschaft 2015 eine große Rolle spielen, in einem solchen Ausmaß, dass die Entwicklung eines einheitlichen Rahmens den Erfolg oder das Scheitern der wirtschaftlichen Integration stark bestimmen wird. ASEAN hat bereits den E-ASEAN Referenzrahmen für Elektronischen Handel und gesetzliche Infrastruktur (E-ASEAN Reference Framework for Electronic Commerce & Legal Infrastructure) verabschiedet, welcher den effizienteren Verkauf von Produkten eines ASEAN Mitgliedstaates zu anderen Mitgliedstaaten – und dank des Freihandelsabkommens auch zu China und Indien – ermöglichen wird. Elektronischer Handel wird auch Transaktionen durch gesetzlich anerkannte elektronische Unterschriften und Dokumentierungen beschleunigen und eine reibungslosere und schnellere Kommunikation bei inländischen Finanztransaktionen (Einkommensteuer, Pensionen und Hypotheken) erleichtern.

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Es ist wenig bekannt, dass nur eine Nation unter all den ASEAN Mitgliedern, China und Indien eine frei konvertierbare Währung hat: Singapur. Das bedeutet, dass Investoren, die ein Portfolio an Operationen verwalten, welches von China über Indien zu Mitgliedern der ASEAN reicht, Vermögensverwaltungen einsetzen müssen, um die Kapitalverteilung durch die gesamte Region bestmöglich regeln zu können.

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Steuerberater und Juristen werden sich nicht nur mit dem Steuersystem ihrer eigenen Länder auseinandersetzen müssen, sondern auch mit den relevanten Steuern für Dienstleistungen und Güter in der ganzen ASEAN und seinen bedeutendsten Handelspartnern (unter anderem wiederum China und Hongkong). In dieser Hinsicht führt ASEAN Briefing eine Liste von Freihandels- und Doppelversteuerungsabkommen zwischen den ASEAN Mitgliedsstaaten und anderen Ländern rund um den Globus. 

Die erhöhte Teilnahme der Region in regionalem und globalem Handel und der daraus resultierende Zustrom an in ausländischem Eigentum befindlichen Unternehmen wird zweifellos gesetzliche Herausforderungen für Firmen, die in der ganzen ASEAN und mit ihren Handelspartnern arbeiten, mit sich bringen. Um komplexe gesetzliche Situationen zu steuern, welche durch die tiefergreifende Integration entstehen werden lösen zu können, wie zum Beispiel zwischenstaatliche Zusammenschlüsse und -übernahmen von Unternehmen oder Transaktionen und Übereinkommen zu Gemeinschaftsunternehmen, ist es zwingend erforderlich, dass Juristen, die in der Region arbeiten, mit den jüngsten Entwicklungen bezüglich internationaler Handelsgesetze und Übereinkommen auf dem Laufenden bleiben.

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Außerdem wird der steigende grenzüberschreitende Strom an Arbeitskräften ein tieferes Wissen über Immigrations-, Visa- und Doppelversteuerungsregulierungen erfordern, um zu verstehen wie diese den Einkommenstatus eines Angestellten beeinflussen werden, wenn dieser in einem anderen Land ansässig ist. Die Anforderungen und Folgen der Anstellung von chinesischen Talenten in Malaysia und Indien, oder kambodschanischen oder burmesischen Talents in China oder Singapur müssen verstanden und die erforderlichen Immigrationsanordnungen befolgt werden. Die Verwaltung der Gehaltskosten von Angestellten, wenn sie über verschiedene Länder verteilt sind, ist eine weitere Frage die berücksichtigt werden muss.

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Zusätzlich zu Facharbeitern wird die Inkraftsetzung der ASEAN Wirtschaftsgemeinschaft freie Bewegung von Investitionen, Gütern und Dienstleistungen sowie freiere Bewegungen von Kapital ermöglichen. Diese wirtschaftliche Unabhängigkeit wird ein fruchtbarer Boden für Streitigkeiten sein und folglich ist die Entwicklung eines gezielten Konfliktlösungsmechanismus zunehmend dringend. ASEAN Länder haben das Protokoll zur ASEAN Charta über Konfliktlösungsmechanismen in 2010 unterschrieben, jedoch müssen noch viele Fortschritte gemacht werden. Alternative Konfliktlösungen (ADR – alternative dispute resolution), welche üblicher Weise Schiedsgerichtsverfahren, Vermittlung und Schlichtung abdecken, werden sicherlich für Firmen und Anwaltskanzleien mit Sitz in Asien als Methode zur Lösung solcher Konflikte an Bedeutung gewinnen.

Konflikte könnten auch aufgrund des größeren Kontaktes zwischen Ländern mit besser organisiertem und höher integriertem Seetransportsektor auftreten, welcher einer der Eckpfeiler der ASEAN Wirtschaftsgemeinschaft ist. Da die Konsumenten- und Warennachfrage in ASEAN-Ländern fortlaufend steigt, wird dies auch die Anzahl jener Güter erhöhen, welche über Wasser transportiert werden. Vor dem Hintergrund von brodelnden territorialen Disputen konzentrieren sich asiatische Länder mehr und mehr auf maritime Sicherheit und die Wichtigkeit von angemessener maritimer Infrastruktur und Ressourcen. In diesem Sinne wird die Wichtigkeit von maritimen Versicherungen in den kommenden Jahren auch ansteigen. China hat tatsächlich bereits begonnen die Shanghai Freihandelszone als Testboden für die Entwicklung der nationalen Seetransportversicherungsindustrie zu nutzen.

Die Notwendigkeit für sorgfältige Prüfung wird in allen ASEAN-Mitgliedsstaaten und deren Handelspartnern ansteigen, da Käufer mit der Beschaffung in einer Region mit immer stärkerer Konkurrenz konfrontiert sind. Der Umgang mit Konsumentenschutzfragen und das Versichern von Unternehmen gegen Zahlungsforderungen aufgrund defekter Produkte sind ebenfalls im Aufstieg begriffen. Um vorzubeugen, dass Skandale, wie zum Beispiel jener der in 2008 von Chinas mit Melamin verunreinigter Milch entzündet wurde, eine weit breitere regionale Basis beeinflussen, werden Unternehmen sowohl sorgfältige Prüfungen, als auch einen regulatorischen und gesetzlichen Rahmen benötigen, um sowohl das Auftreten solcher Ereignisse vorzubeugen, als auch um die Übertreter angemessen zu bestrafen.

Für ausländisch investierte Unternehmen bleibt die Tendenz zu China fokussiert zu sein. Da die Frist der ASEAN Wirtschaftsgemeinschaft am 31. Dezember 2015 nur noch wenige Monate entfernt ist, müssen sich ausländische Investoren in China dessen bewusst sein, was dies bedeutet und wie es ihre Arbeit beeinflussen wird. Unter dem China-ASEAN Freihandelsabkommen werden günstigere, konkurrierende Importe von Ländern wie Vietnam zur Realität werden. Ihr Unternehmen so anzupassen , dass es um mit dieser neuen Konkurrenz umgehen kann, von der neuen Dynamik in der Region Nutzen zieht und manche der oben angeführten Fragestellungen in ihr Unternehmensmodell einfügt, wird ein Schlüsselfaktor sein, welcher bestimmt wer in China und ASEAN überleben und florieren wird und wer nicht.

 

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Fabian Knopf, Sr. Associate, Co-Head of German Desk, Dezan Shira & Associates Fabian.Knopf@dezshira.com

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