Warten auf die zweite Chance

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Was passiert, wenn ein Unternehmen auf den chinesischen Markt geht,  die anfänglichen Anstrengungen jedoch nicht die angestrebten Resultate bringen, und das Unternehmen sich zurückzieht, um es zu einem späteren Zeitpunkt nochmals zu versuchen?   

Selbst wenn ein Produkt identisch mit einem westlichen Produkt ist und es dort erfolgreich war, müssen Unternehmen oft umdenken, wenn es um ihre Geschäftsstrategie für China geht. Ein Unternehmen kann entscheiden, sein operatives Geschäft in China einzustellen, um seine Geschäftsstrategie und Führungsprozesse zu optimieren, um es nach einigen Jahren mit einer neuen Strategie und/oder mehr Ressourcen erneut zu versuchen.

Wenn ein Unternehmen in einen inaktiven Zustand versetzt wird, bedeutet das im Wesentlichen, dass dieser Vorgang sich in einer Grauzone befindet – keine Erträge, minimale Zahlungen, kürzere und unkompliziertere Steuerprüfungen – ausschlaggebend ist aber, dass das Unternehmen weiterhin registriert bleibt und so von Investoren jederzeit wiederbelebt werden kann. Diese Methode vermeidet den kostenaufwendigen Prozess, das Unternehmen stillzulegen und gegebenenfalls ein weiteres Mal anzumelden.

Das Konzept der Unternehmensruhe als offizieller Rechtsstatus ist in China nicht akzeptiert, jedoch kann ein Unternehmen einen (Quasi-)Ruhezustand erlangen. In diesem Falle bleibt das Unternehmen weiterhin rechtmäßig eingetragen und bei möglichst geringen Kosten gehalten, bleibt allerdings für zukünftige Geschäfte in China bereit.

Professional Service_CB icons_2015 Dazu: Services von Dezan Shira & Associates

Warum nicht einfach stilllegen und den Markt verlassen?

Es ist sowohl kostspielig, als auch zeitaufwendig, ein Unternehmen in China gesetzlich aufzulösen und im Register zu löschen. Wenn ein Unternehmen plant, später wieder auf dem chinesischen Markt tätig zu werden, können die anfallenden Kosten zur Abmeldung eines Unternehmens höher sein, als wenn das Unternehmen für eine kurz- bis mittelfristige Zeit einfach weiterläuft.

Unternehmen sollten sich mit den Vorschriften zur Abmeldung eines Unternehmens vertraut machen: China Briefing hat dieses Thema bereits behandelt und Dezan Shira kann Ihnen bei den erforderlichen Maßnahmen helfen.

Geschäftsführer sollten darauf achten ihr Unternehmen ordnungsgemäß abzumelden: Unternehmen und Einzelpersonen können von chinesischen Behörden auf eine schwarze Liste gesetzt werden, welche Personen in der Zukunft daran hindert, ein weiteres Unternehmen in China anzumelden, oder in schwerwiegenden Fällen, das Land zu betreten. Es gab sogar Fälle, in denen ausländische Geschäftsleute aufgrund offener Schulden ihres WFOE (ein sich vollständig in ausländischem Besitz befindendes Unternehmen) in China daran gehindert wurden, das Land zu verlassen

De Facto Ruhezustand: Vorraussetzungen

Wie oben erwähnt ist der inaktive Zustand ein Konzept, das nicht offiziell im chinesischen Gesellschaftsrecht anerkannt wird. Daher ist das Ziel, das Unternehmen mit minimalen Kosten laufen zu lassen, während Chinas Gesellschaftsrechte eingehalten werden. 

Anforderungen zur Steuererklärung

Unternehmen in China müssen ihre Steuererklärungen (vierteljährlich, monatlich und jährlich) beim Finanzamt einreichen, auch wenn keine oder nur eine geringe Geschäftstätigkeiten bestand. Da die Geschäftstätigkeit eines “schlafenden” Unternehmens so gut wie nicht vorhanden ist, ist diese Erklärung relativ einfach zu verfassen.  Dennoch ist die Abgabe der Steuererklärung eine wichtige gesetzliche Vorschrift, unabhängig davon wie gering die Geschäftstätigkeiten des Unternehmens in China sind.

Bericht an das AIC (Ministerium für Industrie und Handel)

Die Voraussetzung die Geschäftslizenz zu behalten ist, dass Jahresberichte bei der AIC in China eingereicht werden. Wenn diese Berichte nicht eingereicht werden, werden dem Unternehmen rechtliche Einschränkungen auferlegt. Falls drei Jahre lang kein Bericht vorliegt, wird das Unternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt.

Büromietverträge

Um eine Geschäftslizenz weiterhin behalten zu dürfen, muss ein Unternehmen in China eine postalische Adresse vorweisen können. Ein Unternehmen kann in Erwägung ziehen, seine Geschäftsräume in einer kostengünstigeren Lage anzusiedeln.

Zu beachten ist, dass man die zuständigen Regierungsbehörden über den Wechsel der Adresse benachrichtigen muss. Eine Adresse, die sich in einem Wohngebiet befindet, wird sehr wahrscheinlich nicht anerkannt. Daher ist es ratsam vor Unterschrift eines Mietvertrages sicherzustellen, dass die neue Adresse den Vorschriften der Unternehmenseintragung entspricht und notwendige Begleitdokumente vom Vermieter bereitgestellt werden können.

Beibehalten des Geschäftskontos

Um den rechtlichen Status des Unternehmens fortzuführen, ist ein Geschäftskonto aus folgenden praktischen Gründen notwendig. Ein Konto wird benötigt, um Miete, gesetzliche Rechnungslegungsvorschriften und andere Betriebskosten zu bezahlen. Zusätzlich wird der Kontostand währen der Jahresabschlussprüfung überprüft und verifiziert. Ohne ordnungsgemäßes Konto kann es sein, dass das Unternehmen die Jahresabschlussprüfung und jährliche Inspektion des AIC nicht besteht. Das Konto sollte dem örtlichen Finanzamt gemeldet und dort zu den Akten gelegt werden.

Ferner, wird das Unternehmen weiterhin als gewinnorientiert eingestuft. Dies bedeutet, dass genauere Untersuchungen durch Behörden auf das Unternehmen zukommen können, falls es für mehrere Jahre Verluste angibt. Eine mögliche Konsequenz kann der Entzug der Geschäftslizenz sein.

Zusammenfassung

Eine Ruheperiode ist natürlich nicht die einzige Option für ein Unternehmen, das vorübergehend nicht auf dem chinesischen Markt tätig sein möchte. Andere Optionen beinhalten, das WFOE als Kostenstelle (ähnlich einer Repräsentanz) zu nutzen, Desinvestition (Verkauf von Vermögenswerten, Firmenkapital, etc.) zu tätigen oder das Unternehmen gänzlich zu schließen und im Register zu löschen

Die Entscheidung ein Unternehmen in China in eine Ruheperiode zu versetzen wird von der chinesischen Regierung nicht ausdrücklich genehmigt, allerdings ist eine de facto Ruheperiode innerhalb der Grenzen des chinesischen Rechts möglich und oftmals kostengünstiger als die Alternativen, besonders wenn ein Unternehmen einen Wiedereinstieg plant.

Unabhängig von der gewählten Option müssen alle Gesetze und rechtlichen Vorschriften eingehalten werden, um langfristig Zeit und Geld zu sparen und Probleme zu vermeiden.

 

 

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