Laos (2/14)

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Aus der Serie  „Chinas Nachbarn“

18. Januar – Mit 14 Nachbarstaaten und einer Grenzlinie von cirka 5.000 km Länge, steigt mit dem wachsenden regionalen Einfluss Chinas auch die Bedeutung dieser Grenzen. Diese Serie möchte einige dieser Grenzregionen genauer untersuchen und die stattfindenden Entwicklungen dort hervorheben, um herauszufinden auf welche Weise China Einfluss ausübt, beziehungsweise beeinflusst wird.

Offizieller Name: Demokratische Volksrepublik Laos

Hauptstadt: Vientiane

Fläche: 236.800 km²

Bevölkerung: 6.834.942

BIP: US-Dollar 5,187 Milliarden (cirka Euro 3,895 Milliarden)

Politische Struktur: Kommunismus

Importe: US-Dollar 1,278  Milliarden (cirka Euro 960 Millionen)

Exporte: US-Dollar 1,033  Milliarden (cirka Euro 776  Millionen)

Die Laoten nennen sie Jin. Seit dem späten 19.  Jahrhundert, als Gruppen plündernder chinesischer Reiter – auch Haw Jin genannt – nach Laos kamen, um das große Glück zu suchen.

Chinesische Einwanderung nach Südostasien hat eine lange Tradition. Die Ursprünge der reichsten und mächtigsten Familien aus Thailand, Singapur, Indonesien und den Philippinen lassen sich bis auf das chinesische  Festland zurückverfolgen. Das gilt zum Beispiel auch  für die Familien des ehemaligen thailändischen Premierministers Thaksin Shinawatra sowie des ehemaligen philippinischen Präsidenten Corazon Aquino. Da jedoch der Nationalismus in Ländern wie Malaysia und Indonesien Bewohnern chinesischer Abstammung das Ausfüllen bestimmter politischer Positionen verwehrte, konzentrierten sich diese auf wirtschaftliche Tätigkeiten und wurden so schon vor langer Zeit zu den Händlern und Bankern der Region.

Gegenwärtig fließt ein neuer Strom chinesischer Immigranten mit der Richtung Süden. Doch im Vergleich zu den wohlhabenden Vorgängern, sind nun zumeist ärmere Chinesen unterwegs, die aus dem Inneren des Landes stammen, wo es bis heute kaum sichtbare wirtschaftliche Veränderungen gegeben hat. Diese Heerschar neuer Arbeitskräfte verlässt ihre wirtschaftlich wenig entwickelten Regionen und steuert Gebiete an, die zum  Teil noch ärmer und strukturschwächer sind, als die, aus denen sie stammen. Diese Form der Migration hilft regionalen Volkswirtschaften von Laos, Vietnam bis hin zu den Philippinen den Transformationsprozess zu beschleunigen. Am Busbahnhof von Kunming im Süden der Provinz Yunnan drängen sich die chinesischen Händler und Touristen in die Fernbusse, die nach Vientiane, der Hauptstadt von Laos, fahren. Die Stauräume der Busse sind bereits mit Paketen, die  voll mit Handelswaren sind, gefüllt. Nun kämpfen Passagiere um die letzen Stauräume in den Bussen, damit ihre Taschen und Rucksäcke dort irgendwie noch untergebracht werden.

Ein, von einer chinesischen Familie betriebenes, Busunternehmen, das in Kunming und Luang Prabang (Laos) ansässig ist, bietet jeden Nachmittag um 17 Uhr Nachtbusfahrten an, die an die laotische Grenze, Richtung Vientiane führen. In den Bussen sind drei Reihen von Stockbetten angebracht, in denen 33 Passagiere für die 40-Stunden dauernde Fahrt, Platz finden. Die Passagiere verbringen die meiste Zeit der Reise im Liegen und schauen dabei schlecht synchronisierte Actionfilme aus Hong Kong. Diese werden während der Busfahrt abgespielt, um die Zeit zu verkürzen. Nachdem die ersten Passagiere ihre Stockbetten bezogen haben, rückt eine zweite Reihe von Fahrtgästen an, um sich im Gang mit blauen Plastikhockern zu positionieren.

Bei der ersten Tankstelle südlich von Kunming warten Busse und LKWs darauf, ihre Benzintanks für die Reise zu füllen. Die nur teilweise asphaltierte 4-spurige Straße verläuft durch Berge und Täler. In einem Moment verläuft sie fast über den Wolken und im nächsten Moment befindet sie sich in einer gewaltigen Schlucht. Die Kunming-Jinghing Autobahn  ist wohl ebenso ein Symbol für den Aufstieg Chinas, wie auch der Drei Schluchten Staudamm oder die Stadt Shenzhen.

Nach einer 10-stündigen Fahrt kommt die Autobahn an ein abruptes Ende. Danach geht es auf einer Straße weiter, die sich durch die südliche Provinz Yunnan in der Region Xishuangbanna schlängelt. Obwohl sich bereits eine neue Straßenverbindung im Bau befindet, sind Busse und andere Fahrzeuge vorerst weiterhin auf diesen alten  Straßenabschnitt angewiesen. Dennoch lässt sich erkennen, wie effektiv dieses ausgedehnte Straßennetz einmal sein wird, denn sobald die laotische Grenze überquert ist, gibt es nur noch Straßen, die kaum Platz genug für zwei Autos nebeneinander bietet.

Die Einwanderungsbehörde und der laotische Zoll befinden sich in der Grenzstadt Boten. Dieser Standort verzeichnete in den letzten drei Jahren einen deutlich gestiegenen Verkehrsdurchlauf und bietet Visadienste für Reisende an, die kein Visum in der laotischen Botschaft in Kunming erhalten haben. Während der Busreise haben die meisten Chinesen bereits sämtliche Dokumente vorbereitet und bezahlen in der Regel LAK 4000  (ca.  Euro 0,37) an die Immigrations- Beamten, die dann die Entry-Cards für die Reisenden ausfüllen.

Ein Teil der Passagiere fährt in Richtung Luang Prabang, der ehemaligen königlichen Hauptstadt weiter, die heute ein von der UNESCO geschützter Ort ist. Wang Xiaofang, ein Tourist aus der Provinz Henan erklärt: „es sind nicht nur die Wohlhabenden, die gerne reisen. Ich reise nach Luang Prabang, weil Laos ein Land ist, in dem günstig gereist werden kann.“

Herr Wang und seine Begleiter sitzen an einem kleinen Tisch in dem Restaurant an der Straße, die nach Süden führt, und trinken Beer Laos. Alle sind bester Laune und tauschen sich über die Unterschiede zwischen China und Laos aus. Zudem reden sie über die vor ihnen liegenden Ziele Luang Prabang  und Vientiane. Die Gruppe ist gezwungen, direkt hinter dem Zollamt zu warten, da sowohl einige Passagiere, als auch der  Busfahrer, die Importdeklaration nicht ordnungsgemäß ausgefüllt haben. Die laotischen Zollbeamten befragen den Busfahrer nun, um den tatsächlichen Warenwert, der sich an Bord des Busses befindet, festzustellen.

Als die Busse und LKWs die Grenzstadt Boten in Laos passiert haben,  können sie ihre Reise in Richtung Oudomxia auf der Fernstrasse 1 fortsetzen. Oudomxai, wo Straßen, die aus Thailand, Vietnam und China stammen,  aufeinandertreffen, ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt im Norden von Laos. Als Kreuzung der Fernstraßen 1, 2 und 4 spannt sich Oudomxai über die China  – Laos Handelsroute. Die Märkte, Nachtklubs, sowie die meisten der Hotels werden dort von Festlandchinesen und ihren Vertretern betrieben.

Weiter im Süden schneidet sich die Fernstraße 1 mit der Fernstraße 13, welche die Hauptverkehrsader von Laos darstellt  und das Land einmal komplett durchquert. Da sie durch Vientiane führt, ist diese Fernstraße eine der zwei Haupthandelsrouten zwischen China und Thailand (die andere passiert Oudomxai durch Chiang Khong in der nordthailändischen Provinz Chiang Rai).

Die Fernstraße 13, die vor drei Jahren noch nicht einmal betoniert war, ist mittlerweile auf der gesamten Strecke zwischen Oudomxai und Vientiane vervollständigt worden und erlaubt eine zügige Reise auf der absteigenden Route aus den Bergen im nördlichen Laos, wo die Straße breiter wird.

Die Tatsache, dass Güter, die Laos in Richtung China verlassen, oft mit privaten Buslinien transportiert werden und, dass angesichts des Verkehrsaufkommens relativ kleine Zollamt in Boten veranschaulichen die Probleme der laotischen Regierung, die Im- und Exporte zu regulieren. Lkws mit dem Ziel China verlassen kontinuierlich den Parkplatz des Zollamtes und bringen die natürlichen Ressourcen in die Städte der aufstrebenden Wirtschaftsmacht. Auf ihrem Weg über die Grenze passieren die Lkws Busse, die mit billigen chinesischen Konsumgütern beladen auf dem Weg nach Süden sind. Es ist noch nicht lange her, da waren diese Konsumgüter ausschließlich wohlhabenden Laoten zugänglich.

Mehr Chinesen steigen ein, als der Zoll gezahlt ist. Der Bus verlässt endlich Boten und fährt weiter. Die Chinesen fahren wieder an die Grenze, um erneut Waren zu laden und diese dann wieder zu verkaufen. „Das Leben in Laos sei sehr gut“, sagt Chen Li, eine Chinesin aus der Provinz Sichuan, die einen Laden in Vientiane eröffnet hat. Was sie nicht erwähnt, ist die Tatsache, dass sie und die anderen chinesischen Kaufleute der neuen Art das Erscheinungsbild von Laos verändern.

Im August 2007 wurde die größte Einkaufspassage in Laos eröffnet. Offiziell lautet der Name Sanjiang Shopping Mall, aber sie ist auch als der neue chinesische Markt bekannt, oder Talat Jin, wie die Laoten sie bezeichnen. Mit einer Größe von über 174,000 m² bietet sie Raum für über 300 Geschäfte, von denen bereits 200 mit den Läden chinesischer Kaufleute belegt sind. Somit verbleibt nur noch Platz für 100 laotische Geschäfte. Mit Baukosten von etwa US-Dollar 6 Millionen (cirka Euro 4,5 Millionen) ist die Einkaufspassage ein Teil eines US-Dollar 18 Millionen (cirka Euro 13,51  Millionen) Investitionsprojektes des Sanjiang Unternehmens, einer chinesischen Investmentfirma. „Die  Einkaufspassage ist eine Reflektion der Beziehung aus Kooperation und traditioneller Solidarität zwischen Laos und China“, sagte  Jiang  Dingguo, Präsident des Sanjiang  Unternehmens, während der Eröffnungszeremonie im August 2007.

Der neue Markt, so kommentiert Herr Jiang, sei jetzt „der größte Markt für chinesische Produkte im südostasiatischen Raum und eine Anlaufstelle für die chinesischen Kaufleute aus den Städten“. Im Gegensatz zu dem älteren „Morning“ Markt, der überwiegend laotische und thailändische Konsumprodukte anbietet, sind fast alle Güter des chinesischen Marktes aus China importiert. Angefangen von billigen Elektronikartikeln über Möbel, bis hin zu den kopierten DVDs sind alle Waren des Marktes über denselben Weg, über den auch die beiden Tüten von Frau Chen aus China gekommen sind, nämlich über den Landweg als private Einfuhr. Ob es die billigen TV-Geräte, die Haushaltsgeräte oder die allgegenwärtigen 100cc Motorräder sind, welche die Straßen von Vientiane verstopfen, chinesische Güter verändern das Bild von Laos. Sie erlauben es, den Familien Produkte zu kaufen, von denen sie nur einige Jahre zuvor, nur zu träumen gewagt haben. Die Qualitätsfrage, die chinesische Importe in den Westen stets belastet, ist hier in der ärmsten Ecke Asiens lediglich ein kleines Problem. „Natürlich sind chinesische Produkte nicht  so gut verarbeitet, wie japanische oder thailändische,“ sagt ein Tuk-Tuk Fahrer aus Vientiane, der seinen Namen nicht preisgeben will, „aber sie sind preiswert und viele Leute können sie sich jetzt leisten.“

Grenzübergang

Der Boten (Laos) – Mohan (China) Grenzübergang in der Yunnan Provinz  ist momentan der einzig bedeutende Grenzübergang für den Handel, der auf  der 700 km langen Grenze genutzt werden  kann. Es gibt bereits positive Entwicklungen seit China und Laos das „Greater Mekong,  Subregion Cross-border Transport  Agreement“ unterschrieben haben. Dieses, teilweise von der Asian Development Bank  finanzierte Abkommen, wird auch von den anderen Mekong Ländern, wie Kambodscha, Myanmar, Thailand und Vietnam unterstützt und plant den Ausbau eines Fernstraßennetzes von Bangkok  bis Kunming, das auch den  Boten  –  Mohan Grenzübergang einbeziehen wird.

China Eastern und Lao Airlines bieten regelmäßig Flüge von Vientiane und Luang Prabang nach Kunming an

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